Andachten

Andachten


Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

1. Korinther 16,14

Jahreslosung 2024

Monatsspruch November 2024 (2. Petrus 3,13)


Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


„Ich bin für den Weltfrieden“ sprach ein Onkel beim Test des Mikrofons. Höre ich den Satz, freue ich mich. Er weckt Erinnerungen und es fällt leicht, ihm zuzustimmen; gilt doch allgemein: Alle Menschen wollen Frieden. Jedoch scheint Gerechtigkeit noch wichtiger zu sein, denn um der Gerechtigkeit willen – in der Regel mit Blick auf die eigene Sache – streitet man sich: im Kleinen in Diskussionen; im etwas Größeren vor Gericht und im ganz Großen, indem man Krieg für gerecht erklärt und diesen aktiv führt oder befeuert. Die Sehnsucht danach, dass jeder sich auf seinem Stück Land entfalten und ein paar Früchte ernten kann, verbindet jedoch die meisten Menschen.

Garten Eden nennt der Mensch das Paradies, wie es die alten Legenden skizzieren. Diesen Garten hat einst Gott selbst angelegt, direkt nachdem er die Erde und alles auf ihr erschaffen und für sehr gut befunden hat. Seinen Liebling – den Mensch – mochte er dort leben lassen, wie die Kinder ihre Maus im Terrarium. Und Gott war glücklich. Und der Mensch war glücklich. Und alles hätte so bleiben können. Aber es kam anders. Seitdem wünscht sich Gott, dass der Mensch wieder gut wird. Und der Mensch wünscht sich einen gerechten Gott und meint auf sich bezogen, dass er wieder in den schönen Garten zurückkehren will. Und, weil gläubige Menschen Gott so verstanden haben, dass irgendwann wieder alles gut wird, warten sie genau darauf. Die Propheten haben nämlich einen Neustart angekündigt.


Bevor Petrus seine Erwartung eines neuen Himmels und einer neue Erde schildert, erklärt er den ersten Christen, dass zur Zeit der letzten Christen – also kurz bevor der Neustart stattfindet – die Menschen spotten werden: Wo bleibt denn Jesus, der Retter? Wann wird denn sein Friedensreich sichtbar? Was geht uns Menschen die alte Legende vom zornigen Gott noch an? Jeder von uns weiß selbst, wie man sich Gerechtigkeit verschafft! Petrus skizziert den Lesern seines Briefs die zeitliche Perspektive: Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag. Und in Gottes Zeit läuft ein Tag wie tausend Jahre ab. Aus dieser Perspektive dauert das Warten nicht übermäßig lange. Es sollen alle, die ins Reich Gottes gehören, das Ziel erreichen. Mit solcher Hoffnung warten gläubige Christen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt – Gottes Gerechtigkeit; wo jeder und jede die anderen achtet und das Recht gilt, wie es Jesus gelehrt hat.


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Oktober 2024 (Klagelieder 3,22-23) 

Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 


einem Studenten wurde das Fahrrad gestohlen. Nun hat er sich ein altes, klappriges Rad zugelegt und an diesem ein großes Schloss angebracht. Als er traurig die Geschichte erzählt, dass auch dieses Rad entwendet wurde, stellt er fest: Ich dachte, bei einem alten, klapprigen Rad schmerzt es nicht ganz so sehr, wenn es wegkommt. Dem ist aber nicht so. Es tut genauso weh!


Der Schmerz über einen Verlust hängt nicht am Einkaufswert sondern an der emotionalen Nähe. Habe ich meinen Einkaufszettel verloren, folgt in der Regel ein zweiter Weg ins Geschäft.




Verliere ich einen geliebten Menschen, folgen viele schmerzhafte Wege; erst zu den unterschiedlichsten Stellen und dann regelmäßig zum Ort des Gedenkens.Fragen kommen auf: Warum gibt es Verlust? Wozu ist das Leiden gut? Was hat überhaupt (noch) Sinn? Eine befriedigende Antwort fällt mir nicht ein.


Wie ein Student sein Fahrrad liebt, so liebt Gott sein Volk. Wenn es weg ist, schmerzt das! Eine Gruppe Menschen – ein Volk – funktioniert anders als ein Ding. Ein Volk wendet sich kollektiv gedanklichen Vorstellungen und Zielen zu. Diese sind veränderbar. Und so verliert Gott sein Volk, wenn es sich von ihm abwendet. Macht das Volk sich Gottes Ziele und Ideen wieder zu eigen, gewinnt er es wieder.


Jeremia sieht den Segen Gottes ganz praktisch von seinem eigenen Volk weggehen. Er kündigt an: Die Feinde werden das Land einnehmen und den Ort zerstören, an dem das Volk seinem Gott nahe ist – die Tempelstadt Jerusalem. Alle spotten darüber. Ein kleines bisschen Hoffnung lässt Jeremia positiv in die ferne Zukunft sehen. Diese Hoffnung besingt er in einem Lied, das so beginnt: „Die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.“ (Klagelieder 3,22f)


Glaubende Menschen rechnen mit Gottes Wohlwollen. Auch, wenn der Verlust unerträglich schmerzt; auch, wenn sich die Welt im Kreis dreht und sich politische Verhältnisse über Nacht umdrehen: Gott hält seine Leute fest. Nie verliert ein Mensch Gott! Jeremia lädt uns ein, sein Lied mit zu singen – ein Lied der Hoffnung.


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch September 2024 (Jeremia 23,23) 

Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


ein Schuhmacher kommt manchmal nicht dazu, seine eigenen Schuhe zu pflegen und Klempner wie Autobauer lassen nach Feierabend ihre eigene Baustelle, Baustelle sein. Und wer kennt es nicht; das Sprichwort: „Pfarrers Kinder, Müllers Vieh geraten selten oder nie.“ Wer sich ganz in der eigenen Welt bewegt, versagt gelegentlich in einem andern Bereich des Lebens.


Jeremia klagt im Namen Gottes die geistlichen Lehrer, Priester und Propheten an: Ihr lehrt eine andere Lehre, als die des lebendigen Gottes! Ihr lebt genau die Dinge aus, die Gott nicht will. Und Gott sieht zu. Und Gott ärgert sich. Und Gott wird sich das nicht ewig gefallen lassen.



… Und so kam es damals auch: Jerusalem wurde eingenommen und die Eliten wurden gefangen weggeführt. Wenn man versteht, dass nach dem Glauben damals nur im Tempel – also nur in Jerusalem – die Nähe Gottes präsent war, wird die Tragweite des Ereignisses spürbar: Wer aus der Stadt und dem Land fort ist, ist weit weg von Gott – verlassen. 


Aber Gott sieht sich selbst längst als verstoßen an, wenn seine Leute permanent anders handeln und reden, als es der Beziehung zu ihm entspricht. Gott will Zeit mit seinen Leuten verbringen; Lobpreislieder singen, gemeinsam Essen, sich besuchen, schöne Erlebnisse und gelingende Lebensumstände organisieren. Dazu passt jedoch nicht, dass diejenigen, die das mitteilen und vorleben sollen zeitgleich ihre eigenen Beziehungen verraten, in die eigene Tasche wirtschaften, den Leuten nach dem Mund reden und eingegangene Partnerschaften hintergehen. Das – so predigt Jeremia – lässt sich Gott nicht gefallen. Und so ist es Gott selbst, der Krieg, Krankheit – Hunger und Tod kommen lässt. Seine Strafe passt nicht zum Narrativ vom „Lieben Gott.“ Gott ist unbegreiflich – und größer, als mein Blick auf ihn.


Welcher Mensch lebt schon so, wie Gott das sich vorstellt? Ich kenne keinen. Aus seinem Wort kenne ich jedoch den Ausweg: Jesus, der Retter, hat Gottes Strafe getragen. Ich darf den Grund, weshalb ich selbst diese Strafe verdiene, dort ablegen. Dann trifft mich Gottes Strafe nicht. Ich habe sie dennoch verdient. Und es ist gut, ein Wissen darum tief in mir zu tragen. Man kann dieses Wissen auch Furcht vor Gott; also Gottesfurcht nennen. Ja, Gott ist zuerst ganz fern und tritt als harter Richter auf. Er will aber ganz nah sein. Er weiß um mich. Bleibt die Frage: Wie nah bin ich ihm?


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeite

Monatsspruch August 2024 (Psalm 147,3) 

Der HERR heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. 

Mehrere blühende Gänseblümchen.


Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


Urlaub erfreut den Menschen. Sich erholen, reisen und Eindrücke sammeln tut der Seele gut. Wie das zu geschehen hat; da gehen die Gedanken weit auseinander: Zuhause auf Balkonien eintauchen in phantastische Welten aus Buchstaben oder kraftraubende Wanderungen in Padagonien. Das und anderes ist denkbar. Später werden Erlebnisse berichtet. Häufig gibt es Lob: So gut waren die Leute dort. Das Essen, die Aussicht, … . Alles war schön. Ich könnte immer dort sein! Ein frommer Mensch stimmt in ein Loblied gegenüber Gott ein, der all das Gute gegeben hat. Gelegentlich wird aber das Gegenteil erzählt: Da ging alles schief! Da war der Urlaub schrecklich traurig. Enttäuschung oder Verlust liegen wie eine schwere Last auf dem Gemüt. Wunden sind entstanden. Wie schön ist es da, nachhause zu kommen. 

Der Psalm, in dem unser Spruch steht, besingt beide Erfahrungen. Gott ist zu loben. Er tut das Wunderschöne und ebenso das Unbegreifliche und Schreckliche. In jedem Fall bringt Gott sein Volk nach Hause. Er sammelt seine Leute an einem Sehnsuchtsort, wo keiner wieder weg will. Die Bibel nennt diesen: Jerusalem, die Stadt des von Gott eingesetzten Königs. In der hellen Stadt auf dem Berg begegnen Menschen Gott. Dort kann der Aufenthalt gern ein Leben lang – ewig – dauern. Dortsein tut gut.


Es heißt: Nachdem die Wunde gereinigt und verbunden ist, lässt der Schmerz nach. Bei diesem Gedanken fällt mir ein, dass Gott versprochen hat: Am Ende der Zeit kommt das neue Jerusalem. Dort will er selbst wohnen und „wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ (Offenbarung 21,4 Text LU 2017). Kein geringerer als Gott selbst heilt dann die inneren und die äußeren Wunden. Die Hoffnung im Glauben richtet sich zu diesem Zielort aus.


So stimme, wer sich zum Sehnsuchtsort Gottes hingezogen fühlt, in den Psalm mit ein: „Lobet den HERRN! Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding, ihn loben ist lieblich und schön. Der HERR baut Jerusalem auf und bringt zusammen die Verstreuten Israels. Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden. Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen. Unser Herr ist groß und von großer Kraft, und unermesslich ist seine Weisheit. Er hat keine Freude an der Stärke des Rosses noch Gefallen an den Schenkeln des Mannes. Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.“ (Psalm 147, 1–5 & 10+11 Text LU 2017)


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter


Monatsspruch Juli 2024 (2. Mose/ Exodus 23,2)

Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.


Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


Die Leute haben ihr krankes Kind mitgeschickt. Jetzt hat sich mein Kind angesteckt und meine Pläne gehen nicht mehr auf. Ursprung und Ursache für mein Problem stehen fest – ohne, dass wirklich geklärt ist, wie die Ansteckung gekommen ist. Mein Problem macht mich blind für eine saubere Ursachenforschung. Die Ursache ist im Grunde genommen egal, denn das Problem ist real. Und das ist ärgerlich.


Ärger führt im öffentlichen Raum manchmal spontan zu Aufregung: Der Pöbel hat ein Opfer gefunden. Jetzt wird es gehetzt und angeklagt. Das Opfer kann vielleicht persönlich nichts dafür aber es bildet die Projektionsfläche. Wie der Durstige von der Palme einer Fata Morgana magische angezogen wird, verfolgt der Mobb sein Opfer. So zerbersten die Scheiben des Büros, wo die gegnerische Partei sich trifft. So wird das blau-weiße Auto angezündet, das da am Straßenrand steht. Oder alle rennen laut schreiend hinter ihrem Opfer her.


Das prominenteste Beispiel für ein solches Opfer ist Jesus Christus. Er ist den religiösen Eliten aufgefallen. Viele Leute waren von seinen Worten und seinem Handeln fasziniert. Das machte denen, die bisher die Deutungshoheit hatten, Angst. Sie suchen einen Grund, ihn aus dem Verkehr zu ziehen und finden ihn: Der geltenden Lehre folgend durfte nicht einmal der Name Gottes ausgesprochen werden. Nun ordnet sich dieser Jesus als Sohn – quasi als Nachkomme – Gottes ein. Das geht so nicht! Jesus wird festgenommen und angeklagt. Das Religionsgericht ist sich über seine Schuld einig. Dass er Recht haben könnte, bleibt unberücksichtigt. Inzwischen hat eine Dynamik Fahrt aufgenommen: Jesus wird vors oberste Lokalgericht gestellt – vor den Stadthalter der Besatzer. Der findet keinen Fehler. Aber in seiner Funktion hat er Interesse an Ruhe im öffentlichen Raum. Und nun dieser Aufruhr! Er gibt nach. Das Opfer wird hingerichtet.


Der Bibeltext 2. Mose 23, 2 „Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist“ findet sich im Zusammenhang der Anklage vor Gericht. Ja; die Unschuldsvermutung gehört zu unserem Kulturgut – auch, wenn sie erst bei der Überwindung einiger Ungereimtheiten im Zusammenhang der Hexenprozesse formuliert wurde. Leider ereilt einen die Dynamik, den vermeintlich Schuldigen zu jagen, schon in alltäglichen Zusammenhängen. So sei es diesen Monat mein Gebet: „Gott, gib mir einen klaren Kopf, damit ich die richtigen Schlüsse ziehe.“


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeite

Monatsspruch Juni 2024 (2. Mose/ Exodus 14,13)

Mose sagte: Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet! 


Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


Ein Trucker hat das Schild übersehen. Nun rangiert er seinen Sattelschlepper zwei Kilometer die Allee zurück. Unter der Brücke war kein Durchkommen. Zwei Menschen spielen Mühle. Einem gelingt es, die Steine so zu schieben, dass bei jedem Zug ein gegnerischer Stein verschwindet. Eine Zwickmühle ist entstanden. Wer kennt sie nicht – die unlösbare Situation? Was im Spiel ärgerlich ist, wirbelt im Leben Pläne durcheinander. Und, wenn man sich sprichwörtlich zwischen Pest und Cholera entscheiden muss, wird daraus gar ein Dilemma.

Ganz bewusst führt Gott seine Leute in so ein Dilemma: Eben durften Mose und sein Volk das Land verlassen, in dem sie unterdrückt worden waren und als Sklaven arbeiten mussten, da führt sie Gott einen Weg zwischen zwei Bergzügen direkt aufs Meer zu. Als das Volk diesen Weg geht, muss es feststellen, dass die Armee der Unterdrücker hinter ihnen her ist. Sie bekommen Angst und machen Mose massive Vorwürfe. Der reagiert und spricht: „Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und schaut zu, wie der HERR euch heute rettet!“ Der Ausgang der Geschichte ist zwar bekannt, aber in der Situation selbst sieht noch niemand einen Ausweg. Aus dem Volk hat keiner damit gerechnet, dass sich das Wasser teilt, die Gejagten durch lässt und die Jäger vernichtet. Aber genau so berichtet es die Bibel.


Was traue ich Gott zu? ist die geeignetere Frage, wenn sich mir die Frage aufdrängt: Warum lässt Gott das zu?! Das Ereignis ist unfassbar; die Entwicklung schlimm! Was passiert ist, beängstigt mich. Aber: Mitten in die Problemlage hinein spricht Gott seinen Leuten Zukunft zu: Fürchte Dich nicht! Gott rettet sein Volk. Wer dem Retter Jesus vertraut, gehört zu diesem Volk. Egal, ob sich der Weg zu eng, das Spiel zu verzwickt oder gar die Lage ausweglos darstellt – Gott kann retten und Gott rettet.


Gott rettet durchs Wasser hindurch: Noah, Mose und auch Jona rettete er aus der Flut. Die christliche Taufe nimmt das wie ein Bild auf und lässt den Sünder symbolisch im Wasser untergehen und sterben. Das Meer als Bild für die Welt der Völker erweitert den Blick: Gottes Volk kommt in sein befriedetes Land durch die anderen Völker hindurch. Gottes Reich bringt den Menschen Ruhe. Wer zu diesem Reich dazu gehört, darf anderen fröhlich zusprechen: „Fürchte Dich nicht! Bleib stehen und schau zu, wie der HERR Dich heute rettet!“

Vertrau ihm – es lohnt sich!


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Mai 2024 (1. Korinther 6,12)

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.

 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


„Frei will ich sein!“ ruft Sybille. Sie ist in die Berge gewandert, hat einen See gesehen und dort eine Insel entdeckt. Jetzt ist sie hingeschwommen und genießt die Wärme der Sonne. Wie schön es doch auf so einer Insel ist. Gegen Abend schwimmt sie wieder ans Ufer und findet den Weg zurück ins Tal. Die Hühner müssen ins Häuschen und ein Stapel Briefe ist zu bearbeiten. Sybille hat noch einiges vor.


„Ich tu was ich will.“ wünscht sich manch einer. Dieses Motto suggeriert, dass ein Mensch frei ist. Es ignoriert, dass jede und jeder eingebettet in Bedingungen lebt. Will ich nicht alleine sein, knüpfe und halte ich Beziehungen. Schon habe ich mein Tun und Lassen mit andern abgestimmt. So lange ich das freiwillig mache denke ich, dass ich aus freien Stücken handle. Die Sozialforschung unterstellt jedoch, dass ich permanent in Abhängigkeiten lebe und entsprechend meine Entscheidungen nicht ganz so frei treffe. Echte Freiheit muss eine bessere Grundlage haben. 

„Ein Christ gehört Gott.“ predigt Paulus. Er unterstellt eine ganz besondere Form der Unfreiheit: Zwar gehöre ich zu denjenigen, die in Gottes Zukunft einen Platz haben. Dafür muss ich nichts mehr tun. Aber, weil es so ist, kann ich mich nicht verhalten, wie alle anderen! Ich bin an Gott angebunden. Mein Leben repräsentiert einen Teil von seinem Sein. Weil Gott frei ist, bin auch ich frei: Ich darf ein Langweiler – oder das Gegenteil sein. Ich kann mein Einkommen verschenken. Einer beliebigen Gruppe kann ich mich anschließen. Ich kann auf eine einsame Insel verschwinden. Frieden trage ich in mir, wenn ich weiß, dass Gott mich begleitet.


„Gott kann sich nicht widersprechen.“ behaupten manche Gelehrte. Dieser Befund schränkt die Freiheit ein: Wer ein Teil von Gott ist, kann sein Leben nur so gestalten, wie Gott auch leben würde. Das schließt aus, am Ärger über einer verkorksten Situation festzuhalten oder gar dem Lebenspartner den Laufpass zu geben. Auch kann ich den anderen nicht über das Maß des Handels hinaus übervorteilen. Paulus erklärt vor und nach dem Freiheitsspruch, welche Leute keinen Platz in der Kirche haben. Es gehört zur Freiheit dazu, dass niemand gezwungen ist, als Christ zu leben. Wenn Sybille Gott konsequent folgt, ist sie absolut frei! Niemand kann verhindern, dass Sybille etwas tut oder lässt. Und das faszinierendste: Wenn alle so handeln, stört Sybille keiner. Alles ist ihr erlaubt. Es soll gut sein ohne sie zu binden.


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch April 2024 (1. Petrus 3,15)

Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt.

Ein Bild des Himmels mit der Aufschrift

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,


manches Erlebnis aus der Kindheit wird bis ins hohe Alter erzählt. So kenne ich ein Kindheitserlebnis meiner Urgroßmutter: Bei einem Ausflug in die nächste Stadt wurde sie auf der Straße von einem Ordnungsmann angesprochen. Vor einem solchen hatte sie damals mächtig Respekt. Mit zackiger Stimme stellte er die Frage: „Was ist sieben mal acht?!“ Sofort kam ihre Antwort: „sechsundfünfzig!“ Dafür erntetet sie ein lobendes Wort. Kopfrechnen war zu der Zeit ein Wert. Richtige Entscheidungen traf im Handel und im Handwerk, wer gut rechnen konnte.

Am schwarzen Freitag wurde der Wanderprediger Jesus aus der Stadt Nazareth unter den Augen vieler Zuschauer hingerichtet. Seit er drei Tage danach, früh morgens am Ostersonntag lebendig aus seinem Grab herausgekommen ist, erwarten seine Anhänger, dass es ein andauernd weitergehendes Leben mit ihm gibt. Das stiftet Hoffnung. Egal, ob jemand 1 Jahr jung oder viele Jahre alt ist – gemeinsam sind alle auf einem unendlichen Zeitstrahl ganz am Anfang und damit in ihrer Entwicklung Kinder. Seine ersten Anhänger gaben Jesus den Titel „Der Christus“, was auf Deutsch „Der Retter“ bedeutet. Seit dem Ostermorgen warten Christen, dass Jesus endlich als mächtiger König in die Welt eintritt. Dann wird er die Zustände unserer Welt neu und gerecht ordnen und kein Mensch wird mehr sterben. Da nicht die Frage zu stellen ist, ob er kommt, sondern nur die Frage: Wann? verbindet alle, die diesem Retter folgen, eine Hoffnung: In Christus gehöre ich zu denen, die ewig mit Gott zusammen sind!


Die Rechnung, was ich tun muss, um Erfolg zu haben, ist eine andere mit oder ohne diese Hoffnung: Richtige Entscheidungen im Handel und im Handwerk haben auf einmal neben der mathematischen Logik auch eine Idee von Gerechtigkeit im Sinn: Wie bewertet der kommende König meine Pläne? Wer andere Faktoren einbaut, kommt zu anderen Rechenergebnissen. Preise ich die Ewigkeitshoffnung in alltägliches Handeln ein, wird die Frage kommen: Warum tust Du das? Warum gehst Du mit Deinem Preis runter? Weshalb erlässt Du DEM die Zinsen? Welchen Sinn hat es, wenn Du Deinem Gegner eine neue Chance einräumst? Kann ich spontan antworten, wenn mir solch eine Frage gestellt wird?


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch März 2024 (Markus 16,6) 

Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. 

Das Bild zeigt eine Straße, die durch einen Wald führt. Die Sonne scheint durch die Bäume und geht gerade unter. Auf der linken Seite ist ein Auto zu sehen, das in Richtung der Kamera fährt. Die Scheinwerfer des Autos sind eingeschaltet. Auf der Straße liegen einige Steine und Blätter. Im Hintergrund ist ein weiteres Auto zu erkennen.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Dämmerung ist es geworden, während ich mit dem Auto zügig nachhause fahre. Als ich aus einer leichten Senke heraufkomme, tauchen nebeneinander vier weiße Lichter vor mir auf. Unvermittelt bremse ich scharf ab. Grade noch rechtzeitig: Vor mir schärt das überholende Fahrzeug auf die richtige Straßenseite ein. Obwohl der Unfall ausgebleiben ist, wackeln meine Knie. Die entsetzliche Gefahr ist vorbei. 

Unerwartet ändert sich etwas: Plötzlich ist das Undenkbare eingetreten. Der Schock sitzt tief. Alles ist anders. Wenn ein lieber Mensch geht oder ein böser Brief kommt, geraten die Gefühle außer Kontrolle. „Alles ist schlimm!“ schreit eine Stimme in mir. Aber es geht noch schlimmer: Den Alptraum kann man exemplarischen so skizzieren: Ich gehe zum frischen Grab und finde es aufgebuddelt. Daneben liegt der offene Sarg aber die Leiche des Geliebten ist weg! 


Genau dieser Alptraum ist eingetreten. Nachdem ihr Freund spontan und grausam hingerichtet worden ist, gehen die Freundinnen zu seinem Grab um ihn für die ewige Ruhe zurecht zu machen. Mit Tränen in den Augen bringen sie duftende Öle mit. Statt der Leiche des Freundes finden sie ein leeres Grab. Der Schreck fährt ihnen in die Knochen und ein Schauer läuft ihnen den Rücken herunter. 


Unerwartet tritt ein weiß gekleideter junger Mann zu ihnen. Mit netten Worten versucht er sie zu beruhigen. Und dann erklärt er ihnen, was sie gerade erleben: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier.“ Ihr müsst nicht traurig sein.  Etwas Neues ist eingetreten. Ein Mensch lebt nach seiner Hinrichtung wieder! Eure Erfahrung kennt das nicht. Es ist aber wirklich passiert. Der Tod hat seinen Schreck verloren. Ihr seid die ersten, die das erfahren. 


Mit wackelnden Knien komme ich zuhause an. Langsam merke ich: Der Unfall ist nicht eingetreten – ich lebe. Mit einem Osterlied fange ich meine Gefühle ein: „Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun Deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht.“ (Text: Christian Fürchtegott Gellert 1757) 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Februar 2024 (2. Timotheus 3,16)

Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

Auf dem Bild ist ein geschlossenes Buch mit dem Titel BIBLIA zu sehen. Es liegt auf einem Stoff mit einem Muster aus grünen Blättern und gelben Linien. Zwei Hände mit sichtbaren Alterszeichen und einem Ehering an der linken Hand ruhen auf dem Buch.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

wann haben Sie das letzte Mal die Bibel von vorn bis hinten gelesen? Seitenweise stehen da Aufzählungen drin, wer mit wieviel Tieren von A nach B unterwegs gewesen ist oder wer mit wem Krieg geführt und gewonnen oder verloren hat. Und dann gibt es die Worte, mit denen eine Sache von der einen und – an anderer Stelle – von der anderen Seite beleuchtet wird.

Unter prominenten Namen sammeln sich ganze Gedankenwelten: Die Arche baute Noah; Gebote bekam Mose; Lieder textete König David; Sohn Salomo sammelt kluge Sprüche; … und so weiter.



Wenn Paulus in einem Brief seinem Schüler und Weggefährten Timotheus schreibt, dass alle von Gott gegebene Schrift nützlich ist; dass daraus gelernt werden kann, schreibt das ein Bibelgelehrter dem Andern. Bibelworte sprechen ins Leben hinein! Ganz konkrete Situationen können besser werden oder Entscheidungen gerechter. Paulus und Timotheus teilen ein Wissen um die kleinen Geschichten aus dem Alten Testament. Dazu wissen beide, dass nach der Auferstehung des Weltenretters, die Menschen die gleichen geblieben sind: Auf sich selbst bezogen und pralerisch; auf Reichtum ausgerichtet und entsprechend gemein zu anderen. Sie haben das Wunder nicht erfasst, durch das Gott SEINE Menschen – in die er sich verliebt hat – zu einer langfristigen, gemeinsamen Beziehung bewegen will.


Die ganze Bibel und viele fromme Schriften ähneln Liebesbriefen: Verliebte teilen sich mit, wie sie sich das Leben vorstellen. Verliebte gehen davon aus, dass ihre Ansichtenbkompatibel gemacht werden können: „Das wird sich schon klären. Wir werden uns einigen!“ Ihre Liebe lässt sie über die schräge Meinung ihres Gegenübers hinwegsehen. Und jederzeit ist im Liebesbrief nachzulesen, was der oder die Andere sich vorstellt.


In diesem Sinn werden auch die Worte der Bibel wertvoll: Gott hat denjenigen geliebt, der mit x Schafen, Kamelen und Ziegen irgendwann von A nach B unterwegs war. Genau so will Gott auch mit mir sein. Wenn ich mir Fragen über das Leben stelle, kann ich sie aus Gottes Blickwinkel beantwortet bekommen. Irgendwo in der Bibel finde ich meine Situation im Leben anderer Menschen wieder. Wenn Leben dort gelungen ist, kann es mich heute ermutigen. Gott hat Kraft. Ich gewinne, wenn ich mit IHM im Austausch bin. Wann habe ich das letzte Mal mein Leben mit einer Geschichte aus der

Bibel zusammen gedacht?

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Januar 2024 (Markus 2,22)

Junger Wein gehört in neue Schläuche. 

Auf dem Bild sind zwei Weinschläuche zu sehen, die an einem Baumstamm lehnen. Der linke Schlauch ist schwarz und der rechte ist braun. Beide Hörner haben Metallbeschläge und scheinen aus Leder gefertigt zu sein. Im Hintergrund sind herbstliche Blätter am Boden zu erkennen.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Jesus stammt aus einem frommen Haus im Bergstädtchen Nazareth. Ähnlich dem gallischen Dorf von Asterix und Obelix, wurden hier die eigenen Traditionen gepflegt und den Besatzern des Landes das Leben schwer gemacht. Als Jesus zu predigen beginnt, zieht er viele Leute an. Er verbindet fromme Worte mit ihrem Alltag und verhält sich viel freier, als andere fromme Gruppen. Es wird ihm und seinen Leuten vorgeworfen, zu wenig zu fasten – also auf nichts zu verzichten – und das Leben zu leicht zu nehmen. Wie kann das gut sein? 

Frei heraus antwortet er: Ist doch ganz normal; wenn der Tetra Pak alle ist, wird er verwertet. Neuer Wein, kommt in neue Tetra Paks! Mit diesem Blick ins alltägliche beschreibt er meisterhaft die großen geistlichen Zusammenhänge. Zum Transport kam Wein damals in schlauchförmige Behältnisse aus Leder (ebenso selbstverständlich, wie heute zur Party im Freien der leichte Tetra Pak schweren Flaschen vorgezogen wird). Wenn eine Hoch-Zeit da ist, wird nicht gefastet! Und eine solche Hoch-Zeit ist immer da, wo Menschen gerettet werden. Mein Großvater feierte den Tag, an dem er aus der Kriegsgefangenschaft kam, als seinen zweiten Geburtstag. Wenn Asterix und Obelix ein Abenteuer hinter sich lassen konnten, feiert das ganze Dorf am Lagerfeuer. An einem solchen Tag wird auf nichts verzichtet.


Wenn über Jesus und den Wein gesprochen wird, fällt mir ein, dass er sich als den Weinstock und seine Anhänger als dessen Reben bezeichnet. Jahr für Jahr wächst neuer Wein an diesen Reben. Immer wieder werden neue Gefäße benötigt, um den Saft der Früchte aufzunehmen. 



Wir sind gefragt: Welche Veranstaltung erfreut die Menschen mit der Freiheit, in die Jesus sie ruft; eine Freiheit, das Leben neu auszurichten auf die Zukunft, die Gott schenkt – und die uns näher ist, als allen Menschen vor uns. Die Hoch-Zeit Gottes wird sein, wenn er kommt und stärker auftritt als alle Entscheidungsträger unserer Welt. Dann regiert Jesus. Die Frommen sagen: Er ist König! Dann werden Panzer umgebaut zu landwirtschaftliche Maschinen; es werden Ökosysteme entwickelt, in denen sich die schwachen Lebewesen erholen können. Es wird aufhören, dass die Umwelt von den Akteuren vergiftet wird, die ihren Reichtum dann sammeln, wenn die Schäden der Gift reguliert werden müssen. Jesus wird kommen, Grund ewiger Freude; Anfang und Ende, die treffen sich dann. Der Ausblick lautet: Es wird alles Neu. Junger Wein gehört in neue Schläuche; neuer Wein in neue Tetra Paks. 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Dezember 2023 (Lukas 2, 30-31)

Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.

Das Bild zeigt einen Schwarzstorch der auf einer saftigen, grünen Wiese steht und sein Gefieder putzt.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Es ist Sommer. Ich bin in einem Tal mit lang gestreckten Wiesen unterwegs. Ein Storch mit schwarzem Gefieder stochert mit seinem langen, roten Schnabel nach Nahrung. Schon während ich den Schwarzstorch sehe, wird mir bewusst, dass ich etwas Besonderes erlebt habe. Ruhige Wiesen in feuchtem Tal und heimliche Horstplätze im Wald sind Voraussetzung, dass der scheue Vogel leben kann – die Welt für ihn heil ist.

Die Lebewesen unserer Welt sehnen sich nach Lebensbedingungen, die gesund genannt werden können. Jede und jeder benötigt spezielle Bedingungen um gut leben zu können. In seinen vielschichtigen Gedanken hat der Erschaffer der Welt für jedes Wesen solche Räume geöffnet. Leider graten die Lebensräume der Sensiblen immer wieder unter Druck. Spannungen dominieren auf unserer Erde; Arten und Völker konkurrieren. Immer wieder muss festgestellt werden, dass Ordnung und Ruhe verschwunden sind. Der Erschaffer der Welt will das Gute wieder herstellen; also Lebensräume gesund machen. Weil aber alle Aktivität von selbstbezogen handelnden Wesen herkommt, setzt Gott dazu eine Person ein, die das Heil (an)ordnen wird. Christen gehen davon aus, dass diese Person Jesus Christus ist. Von ihm wird erwartet, dass er sehr bald kommt und dann regiert; dass er die Ansagen macht, die dazu führen, dass die Lebensräume der Sensiblen und Kleinen wieder hergestellt werden.

 

Jesus Christus selbst kam einst als ganz Kleiner auf die Erde. Er hat den leidigen Konkurrenzkampf erleben müssen. Jedes Jahr zu Weihnachten spielen Christen den Weg in sein erstes Kinderbettchen nach. Seine Eltern waren fromme Leute. Sie haben den kleinen Jungen durch Beschneidung offiziell zu einem Zugehörigen des erwählten Volkes gemacht. Danach sind sie in den Tempel gegangen, um das zu feiern und ein kleines Opfer zu bringen. Auf dem Weg dorthin begegnete ihnen ein alter Mann. Ihm hatte Gott versprochen, ihm vor seinem Tod den Retter der Welt zu zeigen. Er nahm das Jesuskind auf den Arm und rief vor Freude: „Nun, Herr, lässt du deinen Knecht in Frieden sterben; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast für alle Völker; ein Licht zur Offenbarung allen Nationen und zur Herrlichkeit deines auserwählten Volkes Israel.“ 


Wenn ich eine Frage habe, rufe ich bei Fachleuten an, denen ich vertraue. Gott hat in Jesus Christus einen Fachmann aufgebaut, der den Lebensraum für den Schwarzstorch ebenso im Blick hat, wie die Straße, auf der ein Mensch durch die Täler des eigenen Lebens zieht. Weil ich diesen Fachmann kenne, kann ich mich mit dem alten Mann zusammen freuen: Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern. 


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch November 2023 (Hiob 9, 8-9)

Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des

Südens..

Das Bild zeigt eine Figur, die Jesus ähnelt, mit ausgestreckten Armen, die über einem Gewässer steht. Die Figur trägt ein langes weißes Gewand und hat langes Haar. Über der Figur ist ein heller Lichtstrahl, der den Himmel erleuchtet, der mit Sternen übersät ist. Im Hintergrund sind Berge zu sehen. Das Wasser unter der Figur ist dunkel und ruhig.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Bilder sind etwas Feines. Ein scharfes Foto prägt sich in kürzester Zeit tief ins Gedächtnis ein. Ein Foto vom Himmel erträume ich mir. An der Wand immer die Erinnerung: So schön ist es dort. Instrumente einer Sternwarte haben das Potential solche Bilder vom Himmel, wie er sich uns zeigt, anzufertigen. Stehen mir die technischen Voraussetzungen nicht zur Verfügung, kann ich ein Bild auch beschreiben. Meine Worte spiegeln dabei wieder, wo ich selbst stehe.

So ist das auch bei Hiob. Bewundernd spricht er von Gott, der dem Himmel über der Erde seine Gestalt gibt. Zudem kann Gott auf dem Wasser gehen. Unwillkürlich erinnert mich das an Jesus, der seinen Leuten im Boot zu Fuß über den See folgte. Hiob spricht zu seinen Freunden von bekannten Sternbildern. Auf geheimnisvolle Weise zeigen sie Gottes Macht. Mit ihrer Hilfe werden mystische Geschichten erzählt und irgendwie befindet sich Hiob mitten in einer solchen: Hiob sitzt krank zuhause. Durch tragische Umstände hat er seinen Besitz verloren und auch seine Kinder sind umgekommen, als ein Haus über ihnen einstürzte. Die Frage „Warum?“ bewegt die Leute – und ihn selbst ganz besonders.


Warum lässt Gott das zu? Irgendeinen Grund muss es geben, dass dem Mann so etwas passiert. „Was ist der Grund?“ oder „Wo liegt die Schuld?“ Von den Menschen wird ein Zusammenhang – eine Kausalität – vermutet. Aber Hiob erkennt keine Schuld bei sich. Da besuchen ihn seine Freunde. Der Geplagte erklärt in Bildern, wie mächtig und gleichzeitig weise Gott ist. Ihm klagt er sein Leid. Aber, mit diesem Gott zu streiten, hat keinen Sinn! Die Freunde zeigen ihr Mitgefühl. Sie suchen jedoch weiter eine Antwort – einen Grund für sein unerklärliches Leid. Alles hat seinen Ursprung! „Das ich nicht schuldig bin, spielt auch keine Rolle und ändert nichts an meiner Lage.“ erklärt Hiob. Und ich denke: Auch Gottes Sohn, der mit vielen Bildern Gottes Reich erklärt hat, ist qualvoll hingerichtet worden.


Hat Gott Spaß daran, dass Menschen leiden? Soll im Herbst die trübe Stimmung der Natur das noch verstärken? Ist das Leben sinnlos? Geheimnisvoll schleichen sich solche Fragen ein, wenn es dunkel wird und die schönen Bilder am Himmel nicht zu sehen sind. Aber, dass ich lebe – und dass ich solche Gedanken überhaupt denken kann – zeugt davon, dass Gott sie mich denken lässt. Er hat mich gern! Die Blätter, die bunt von den Bäumen fallen, decken die Erde zu, lassen kleine Lebewesen überwintern und bilden den Humus, auf dem im Frühjahr neues Grün wächst. Mit solchen Bildern wächst Hoffnung in mir.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Oktober 2023 (Jakobus 1, 22)

Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt

ihr euch selbst.

Auf dem Bild ist eine Frau mit langen dunklen Haaren zu sehen, die sichtlich  besorgt aussieht. Sie hält ihre Schläfen mit beiden Händen und hat die Augen geschlossen. Im Hintergrund ist ein Auto mit geöffnetem Kofferraum zu sehen und Bäume, die darauf hinweisen, dass sie sich wahrscheinlich im Freien befindet. Sie trägt eine graue Strickjacke und ein blaues Oberteil.  Das Bild trägt den Titel Selbstbetrug.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Christen wollen zu Gott gehören; Gutes empfangen und Gutes tun. Die Bibel ist voll mit Ideen, wie sich jemand gut verhalten kann und mit guten Ratschlägen, was zum friedlichen Miteinander führt. Frei ist die persönliche Entscheidung, sich entsprechend oder anders zu verhalten. Nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip sind Auswirkungen zu erwarten. In diesem Sinn weist Jakobus darauf hin, dass Gott nur denjenigen Gottesdienst (gemeint ist die Gestaltung des Alltags als Christ) anerkennt, der seiner Linie entspricht. Jeder andere Gottesdienst ist Selbstbetrug. Ich investiere viel aber das Ergebnis bleibt aus. So lohnt es sich beispielsweise nicht, dem rosaroten Gefühl zu folgen und schließlich den Partner eines oder einer anderen auszuspannen. Gott will das nicht. Es bringt auch nichts, Gutes zu tun und laut darüber zu reden. Der Lohn ist dann schon eingefahren. Eindrücklich wurde mir der Selbstbetrug, als der Werkstattmitarbeiter eines Abschleppdienstes ein Erlebnis erzählte:

Eine Frau ist zu ihm gekommen und hat ihm ihr Auto vorgestellt. Jemand sei ihr schräg von hinten reingefahren – und dann geflohen. Nun bittet sie um Rat: „Was kann ich tun?“ Der erfahrene Mann sieht sich den Schaden an. Er fragt nach: „Kann es sein, dass Sie jemanden angefahren haben?“ Sie faucht ihn erbost an: „Wie kommen Sie darauf!?“ „Ja,“ sagt er, „das Schadensbild sieht so aus. Die gleichmäßige Linie in ihrem Kotflügel in Kombination mit den um die Felge drehenden Spuren am Rad weisen zusammen darauf hin, dass Ihr Fahrzeug aus eigenem Antrieb an einem anderen Fahrzeug entlang gestreift ist.“ Sie erklärt: „Es ist beim Großmarkt in der Nachbarstadt passiert. Mein Auto wurde angefahren und nun weiß ich nicht, wie weiter.“ „Ja,“ sagt er, „gehen Sie zum Marktleiter und lassen sich die Aufzeichnung der Kameras geben.“ Die Frau bedankt sich kurz und fährt schnell weg.


Der Mann trifft tags drauf seinen Bekannten, den Marktleiter, und fragt nach, ob die Frau sich gemeldet hat. „Nein,“ sagt der, „aber sie hat gleich zwei Fahrzeuge demoliert. Die Polizei hat die Aufzeichnungen und sucht nach ihr als Fahrerflüchtiger.“


Vor den eigenen Problemen davonlaufen – sich etwas vormachen – wer kennt das nicht? Unehrlichkeit vor sich selbst hat einen handfesten Nachteil: Ich bin mein eigenes Opfer; stecke also Kraft in mein Tun und habe am Ende selbst den Schaden. Jesus weist auf ein Gericht hin, bei dem Gott Leute abweist, die vorgeben, in seinem Namen gehandelt zu haben!


Gottesdienst, der Gott gefällt – sich also lohnt – beschreibt Jakobus: „Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen“ (also zum Beispiel die vom Partner sitzen gelassenen und ihre Kinder). Darüber freut sich Gott. Das entspricht dem roten Faden, der sich durch die Geschichte zieht, in der Menschen mit Gott verbunden waren und bis heute sind. Gott folgen zeigt sich darin, dass jemand der kleinen Not des Nachbarn begegnet. Aber: Wer ist mein Nachbar? Und wie erkenne ich dessen Not? Der Monatsspruch lädt ein – ja, fordert dazu auf: „Sei Täter!“ Werde aktiv, weil Gott sich wünscht, dass die Welt friedlicher und die Nöte kleiner werden. Gerufen etwas zu tun bin ich, wenn mich eine seiner guten Ideen anspricht.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch September 2023 (Matthäus 16, 15) 


Jesus Christus spricht: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? 

Foto Wald mit Bach und Weg

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

es ist ein schöner Abend. Mit dem Rad fahre ich auf einem kleinen Weg neben einem langsam fließenden Wasser. Die kleinen Vögel zwitschern. In der Ferne schreit ein Kranich. Ein Rehbock springt aus dem Schilf und bellt mich an, während er im Feld verschwindet. In den Traktorenspuren steht Wasser, Wurzeln, die quer zum Weg wachsen, machen das Radfahren anstrengend; Konzentration ist gefragt. Plötzlich stehe ich vor einem Mann: Karierter Anzug, feine Lackschuhe, sauber bearbeitete Frisur; in der Hand ein kleines Fernglas. Mein Rad kommt zum Stehen und ich höre mich rufen: „Huch, haben Sie mich erschreckt!“ In tiefem Bass kommt die Antwort: „Und Sie mich erst!“ Ein Gespräch entsteht. Es geht um den seltenen Vogel, der hier irgendwo brüten soll; um das klare Wasser im Flüsschen und schließlich um die großen Fragen der Weltpolitik. Wir verabschieden uns. Den Rest der Tour verbringe ich in Gedanken. Wurzeln und Pfützen spüre ich kaum mehr. Irgendwann stellt sich mir die Frage: Wer war das!? 

Begegnungen füllen das Leben und machen jeden einzelnen Lebensweg zu etwas einmaligem und damit besonders. Bekannte Gesichter und flüchtige Bekanntschaften füllen die eigene Welt mit Erlebnissen. Wer oder was ich selbst bin, spiegelt sich darin. Und: Wer weiß schon, wer ich bin? Aus der Begegnung habe ich ein Wissen darum, wen ich vor mir habe. Sehr schnell gewinne ich über äußere Merkmale eine Idee. Über Persönlichkeitsmerkmale oder Rollenzuschreibung fällt es manchmal leicht, das Bild mit Standards anzureichern: „Der ist unser Reiseleiter und ist ganz OK.“ „Das ist der Bub vom alten Ernst. Er ist wie sein Vater.“ „Das ist meine Tante; Chorsängerin, Gemüsefachverkäuferin, Mutter von Clarissa. Sie findet die schwersten Worte beim Kreuzworträtzel.“ 


Wer bin ich? Wer bist Du? Mit was identifizieren wir uns? Solche Fragen beleuchten das Schillern unseres Äußeren, haben das Potential gute Gespräche zu öffnen und können unsere Identität – unser innerstes Wesen – formen. Wenn die Tischrede bei einem runden Geburtstag oder ein Nachruf im Vereinsblatt dran sind, zeigt sich, wie innig und gut die eigene Beziehung gewesen ist. 


Jesus fragt seine engsten Bekannten; die Schüler, mit denen er sich umgeben hat: „Wer sagt denn ihr, dass ich sei?“ Petrus antwortet: „Du bist der Christus – der Sohn Gottes.“ Damit war der Glaube in der Welt, der bis heute das Christentum begründet. Seitdem wird eine unüberschaubare Gruppe Menschen als „Christen“ bezeichnet, weil sie das glauben, dass Gott seinen Sohn gesendet hat und dass es sich irgendwie lohnt, das Leben an dieser Person auszurichten. Wir sind eingeladen, die Frage ganz persönlich zu beantworten: Wer ist Jesus Christus für mich? Und auch die Folgefrage: Wie formt er mich? 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch August 2023 (Psalm 63, 8) 

Du bist mein Helfer, 

und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. 

Foto Engelsflügel

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Bekannte – „prominente“ – Persönlichkeiten geben die Projektionskulisse für Klatsch und Tratsch. Gesellschaftliche Wertungen entwickeln sich daraus, wie über bedeutende Leute berichtet wird. Ein Mann beispielsweise, der mit der jungen Lehrerin zur Klassenfahrt mitgefahren war und durch sein Gitarrenspiel bei den Schülerinnen und Schülern positiv aufgefallen ist, wird von diesen im Alltag wiedererkannt. Es bleibt nicht verborgen, dass er auch nach der Klassenfahrt mit der Lehrerin gesehen wird. Was dieser Mann tut, wirkt nach. 



Prominente sind durch ihr reden und handeln bekannt geworden. Sie sind Vorbilder. Ihre Worte werden immer wieder geteilt und bekommen dadurch Gelegenheit weiter zu wirken. König David – er lebte vor ungefähr dreitausend Jahren – war zu seiner Zeit ein bedeutender Mann der Öffentlichkeit. Die Geschichten von ihm und seine Worte wirken bis heute nach. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass er Musik gemacht hat. Durch sein Harfenspiel kam er als Teenager in den Regierungsstab. Seine Dichtungen wurden gesammelt und weitere Lieder unter seinem Namen zusammengefasst. Die Gedanken helfen bis heute Menschen, ihre Emotionen Gott vorzutragen. Die Texte findet man im Buch der Psalmen in der Bibel. 


David brachte viel Zeit in der Natur zu. Bevor er zum Königshof kam, war er Hirte. Später führte er Soldaten und als er in Ungnade fiel Freibeuter durch die Wüste. Als König behauptete er sich in diversen Schlachten. In späteren Jahren wollte ein Sohn seinen Thorn besteigen und vertrieb ihn. Da floh David als alter Mann wieder in die Berge. 


König David war ein frommer Mann. Er glaubte fest an Gott und sein Eingreifen. Er betete viel und adressierte seine Gedichte und Lieder an Gott. Ein Liebeslied beginnt er: „Gott Du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach Dir, mein ganzer Mensch verlangt nach Dir aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist.“ In diesem Liebeslied proklamiert David: „Du bist mein Helfer.“ und versetzt sich in die Rolle eines Küken, das sich vor Sonne, Wind und Feinden unter die Federn der Glucke zurückzieht. Sicherheit gibt es dort auch dann, wenn außerhalb Gefahr lauert. Mit diesem Bild ehrt David Gott: „unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.“ 


Einflussreiche Personen und schutzbedürftige Kinder eint Gottes Versprechen da zu sein und zuzuhören. Der Herr über der Welt interessiert sich für jeden ganz persönlich – auch für Dich. Alle, die dieses Interesse erwidern möchten, sind eingeladen mit Davids Texten in ein Lob einstimmen, das an lauen Sommerabenden schön klingt und drüber hinaus das Potential enthält, in den dunklen Stunden des Lebens einen persönlichen Schutzraum zu entfalten. 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Juli 2023 (Matthäus 5, 44-45)

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet. 

Foto Liebe deinen Nächsten

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Wirklichkeit entsteht in jedem Menschen neu. Die Erschaffung der Welt findet – radikal gedacht – tagtäglich an sehr vielen Orten statt. Wer dieser Annahme folgt, glaubt auch daran, dass ein Mensch sich verändern kann; Neues wird möglich. Anhand von Vorbildern lerne ich, was ein Kasten, was ein Brief und was ein Briefkasten ist. Ich lerne auch, welches Wetter ich als schön bewerten sollte und wer, warum zu meiner Familie gehört. Familie, Freunde, Kollegen aber auch Persönlichkeiten aus Romanen, Filmen und Erzählungen – die Akteure meines Kulturkreises – bilden den Pool, aus dem ich meine Vorbilder auswähle. Ich werde mit ihnen ein Kind meiner Zeit. Mit Menschen, deren Verhalten ich problematisch sehe, gehe ich unfreundlicher um als mit denjenigen, die sich so verhalten, wie ich es selbst tue.

Wenn Jesus predigt, fordert er dazu auf, sich Gottes Bild anzunähern; Kind einer göttlichen Zeit – Gott ähnlich – zu werden. Sofort entsteht die Frage: An welchem Vorbild lässt sich mein Entwicklungsfortschritt messen? Dazu sagt Jesus: Ihr habt den Grundsatz gehört: Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst.


So lange der Nächste die Schwester, der Kollege oder jemand aus dem Freundeskreis ist, tun das alle Menschen. Es ist also nichts Besonderes. Ist der Nächste mir aber fremd oder begegnet er mir feindlich, predigt Jesus: Wer Gott folgen will, verhalte sich gegenüber den eigenen Feinden in der gleichen Weise, wie gegenüber den eigenen Freunden! Der Schöpfer lässt die Sonne über allen leuchten und auch Luft und Regen stellt er zur Verfügung, ohne einen Unterschied zwischen Guten und Bösen zu machen. Wer Gott ähnlich werden möchte – Gottes Kind sein will – handle ebenso!


Ich bin nicht Gott. Anmaßend könnte ich behaupten, ich sei Gott. Es wäre trotzdem falsch. Wie eine Auszubildende ihre Meisterin um Rat fragt, wenn sie nicht weiter weiß, so kann ich es auch tun. Wenn ich den Feind nicht als Freund sehen kann, formuliere ich das als Gebet und adressiere es an Gott. Soll er doch zusehen, wie mit meinem Feind umzugehen ist! Ziel der Ausbildung ist ja, den zu erlernenden Beruf – die eigene Berufung – ausüben zu können. Es geht um das Knowhow; nicht darum, immer dasselbe zu tun. 


Der Monatsspruch im Juli 2023 findet sich in einer Auslegungsreihe, in der Jesus – als Meister göttlicher Umgangsformen – viele Leute an seinen Gedanken teilhaben lässt. Er greift die guten, alten Gesetze auf und erklärt Gottes Idee dahinter. Er fordert die Interessierten zum Handeln auf. Sind Sie – Bist Du – ein Interessierter?! Wenn „Ja“ begegne Deinen Feinden so, als wären sie Deine Freunde. Gelingt Dir das nicht, sage es Gott – bete! Es dauert nicht lange bis andere Gottes Wesenszüge an Dir erkennen. 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Juni 2023 (1. Mose 27, 28) 

Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle.

Foto die Hand reichen

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Auf keiner Geburtstagskarte sollte dieser Segensspruch fehlen: Gott gebe Dir das Allerbeste! Dieser Segen ist umfassen: Tau lässt das grüne Gras und dazu Kräuter und Blumen wachsen; die Grundlagen allen Wachstums liegen darin und die Farbenpracht tut der Seele gut.

Fett aus Pflanzen und Fett von den Tieren sichern dem Körper Kraft und Wärme. Aus Getreidekörnern entstehen die sättigenden Grundnahrungsmittel, Brot und allerlei Teigwaren. Wein in seinen unterschiedlichen Verarbeitungsformen macht das Leben schön. 


Geschichte dieses Segenswortes ist hochspannend: Es handelt sich um den Segen Isaaks für seinen Erstgeborenen. Der Sohn des Erzvaters Abraham ist alt geworden. Bevor er stirbt, will er seinem Nachkommen „Alles Gute“ zusprechen. Sein Großer soll groß sein unter den Menschen und gesegnet von Gott. So segnet er ihn und spricht ihm „Alles Gute“ ja, das Allerbeste zu. Dabei unterläuft ihm ein Fehler: Vater Isaak erkennt nicht, dass er den Jüngeren vor sich hat. Eine Familientragödie nimmt ihren Lauf. Als der Ältere erscheint, gibt es Tränen bei Vater und Sohn – aber der Segen ist ausgesprochen. Und weil der Segen so weitreichend formuliert ist, gibt es ihn kein zweites Mal. Die Freude des einen wird zur Last des anderen. Ist Segen so gemeint? Ist dieser Segen gut?


Die weiter Geschichte zeigt: Gott stellt sich zu beiden Söhnen. Die familiäre Linie jedoch, von der die Bibel berichtet, schreibt Gott mit den Nachkommen des Gesegneten fort. In dieser Linie finden wir den Herrn aller Menschen – Jesus aus Nazareth, durch den wir Menschen freien Zugang zu Gott haben. Wenn der Jüngere den Segen vor dem Älteren bekommt, zeigt sich eine Eigenart Gottes: Er liebt die Kleinen und Schwachen; diejenigen, deren Startbedingungen schlechter sind. Gott spricht ihnen Gutes zu. So gilt der Segen denen, die nichts haben und denen, die leiden und denen, die eine weiche Persönlichkeit haben und denen, die Frieden stiften. Das Allerbeste wünscht Gott ihnen, wenn sie ihr Leben so ausleben, dass sie andere Segnen. Einen ganzen Monat lang dürfen wir uns fokussieren: Wem wünscht Gott „Alles Gute!“ und: Was kann ich dazu beitragen, dass der Segen dort ankommt?

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Mai 2023 (Sprüche 3, 27)

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. 

Foto die Hand reichen

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

die Alten in meiner Heimat berichteten von früher: Als im zweiten Weltkrieg einen Gruppe jüdischer Gefangener eine Nacht in ihrem Dorf rasten musste, war unter ihnen ein Arzt. Im Dorf lag ein Mensch schwerkrank im Bett. Die Angehörigen gingen zu den Gefangenen. Der Arzt ließ sich bitten und kam, dem Kranken zu helfen. 

Das Leben hält immer wieder besondere Situationen bereit: Da gibt es Menschen, die bitten ständig und ihre Bitten werden immer größer. Muss ich ihnen das Gewünschte geben? Und da gibt es Menschen, die haben echte Not; aber weil ihnen der Mut zur Bitte fehlt, erfährt niemand, dass Hilfe nötig ist. Woran erkenne ich sie? 


Der Spruch für den Monat Mai leitet im Buch der Sprüche eine ganze Reihe von Tipps ein, wie das Leben in der Gemeinschaft gelingen kann. Jeder Mensch braucht Unterstützung. Immer wieder sind es die Kleinigkeiten, bei denen ich auf Unterstützung angewiesen bin: Bitte gib mir die Butter. Kannst Du mal nachschauen, ob das Bremslicht leuchtet? Schatz, das Klopapier ist alle! 


Es hat etwas mit Weisheit zu tun, dem Bedürftigen zu helfen. Weisheit ist die Kunst, das Leben (insgesamt) gelingend zu gestalten. Wer Sprüche liebt, spürt dieser Kunst nach. Weise Menschen weisen darauf hin: Es geht darum, etwas zu tun, was das Leben fördert – und alles zu vermeiden, was dem Leben entgegen steht. Beides funktioniert nicht, wenn ihnen als Referenz die eigene, enttäuschte Erfahrung entgegen steht. Gott bietet sich uns selbst als Referenz an: Die ganze Welt hat er schön gemacht. Als er wegen Verstoß gegen die Hausordnung seine Menschen aus dem Paradies werfen musste, suchte er immer wieder Kontakt zu ihnen. Wenn das mal gelungen ist, machte er Verträge, die gutes Leben ermöglichen sollten. Weil auch das nicht reichte, hat er sich selbst klein gemacht. In dem Mensch Jesus aus der Kleinstadt Nazareth, in der die Leute wohnten, die mit den politisch Mächtigen quer lagen, hat er sich gezeigt. Und schließlich hat er sich selbst hinrichten lassen. Indem Gott ihm das Leben zurück gegeben hat, ist er zum Heilsbringer geworden. 


„Wir wolln nach Arbeit fragen, wo welche ist.“ klingt ein Lied in meinem Ohr. Wenn ich meine Augen aufmache erkenne ich manchmal, dass da jemand etwas benötigt, was ich kann oder habe. Erst diese Erkenntnis führt mich in die Situation etwas entscheiden zu müssen. Dann heißt es: Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun – es geht um Handlung – nicht nur darum, Gutes zu wünschen. Auch geht es nur um die Handlung, die ich tun kann; also um keine Überforderung. Auch, wenn ich gefangen bin, bin jetzt ich gefragt. 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch April 2023 (Römer 14, 9)


Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

„Gesegnete Mahlzeit.“ Diese zwei Worte geben das Essen frei, wenn wir als Familie am Tisch sitzen. Die Freude, gutes Essen zu haben und die Dankbarkeit Gott gegenüber, klingen darin mit.


Eine Katze und ihre zwei Welpen danken Gott. Endlich haben sie sichere Beute vor sich. Die hungrigen drei Leoparden wünschen sich „Gesegnete Mahlzeit“ und wenden sich dem halboffenen Fahrzeug zu, das vor ihren Blicken zum Stehen gekommen ist. Drei junge Männer sind mit ihrem Geländewagen liegen geblieben. Qualm kommt aus dem Motorraum und im Gelände sehen sie drei Leoparden. Sie beten zu ihrem Gott, er möge Rettung senden.


Paulus schreibt den Christen in Rom, dass Jesus Christus beide Seiten kennt – Leben und Tod. Gott begleitet seine Schüler im Leben, im Sterben und darüber hinaus. Paulus jubiliert: „Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“

In dem Abschnitt seines Briefes erklärt Paulus, wie ein Christ mit Essen umgehen soll. Speisen können besonders wertvoll sein, weil sie als geheiligt gelten, weil sie ethisch korrekt sind. Zu seiner Zeit betraf dies die Speisen, die einem Gott geweiht waren – Opfergaben, die auf einen Altar kamen und dann feierlich verspeist wurden. Darf ein Christ sie essen? Ja, schreibt Paulus, so lange das eigene Gewissen damit klarkommt. Nein, erklärt er jedoch, wenn dadurch das Gewissen eines Mitchristen bedrückt wird. Das Maß soll wechselseitige Rücksichtnahme sein. Gefordert sind dabei diejenigen, die sich für stark halten – die ganz sicher wissen, wie es richtig ist – die die Speisen kennen, die besonders gesund sind und unter den richtigen Bedingungen erzeugt, gehandelt und zubereitet wurden.


Freiheit entsteht, weil die Bibel die Hoffnung transportiert: Jesus Christus ist lebendig geworden und war doch tot – öffentlich hingerichtet – nicht nur für tot erklärt. Das Leben hat sich durchgesetzt – Gott hat das Leben durchgesetzt. Und Gott wird das Leben gewinnen lassen. Dann werden sich auch die Leoparden an der Produktion gesunder Lebensmittel beteiligen; aber das liegt noch in der Zukunft. Heute gilt: Im Herrschaftsbereich Gottes hat das Essen einen geringeren Stellenwert; wichtiger ist, wie Menschen zusammenleben.


„Gesegnete Mahlzeit“ spreche ich denen zu, mit denen ich friedlich am Tisch sitze. „Gesegnete Mahlzeit“ spricht Gott auch anderen zu, deren Wohlergehen ihm wichtig ist.


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch März 2023 (Römer 8,35) Mo

Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

„Nichts.“ antworte ich auf die Frage. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Christi; nicht mich, nicht Sie, nicht Vladimir, nicht Immanuel, nicht Olaf und auch sonst keinen.



Paulus schreibt einen Brief an die Christen in Rom und erklärt darin die Grundidee des christlichen Glaubens – also wie groß die Hoffnung ist, die jeder haben darf, der an den gekreuzigten und auferstandenen Retter Jesus glaubt. Weil dieser den Tod besiegt hat, der jedem Lebewesen ein Ablaufdatum setzt, gibt es Hoffnung auf ein Leben über dieses Datum hinaus. Weil die dahinterstehende Wirklichkeit die normalen Lebensphasen Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter und Alter um eine Ewigkeitsperspektive erweitert, befreit dieser Retter vor jeglichem Druck, bestimmte Karriereschritte in bestimmten Zeiten tun zu müssen. Jesus Christus liebt seine Leute auch unter Bedingungen von Angst, Verfolgung, Hunger, Krieg, Diskriminierung, Bloßstellung, und so weiter. „Es

Vergleichbar ist das mit einer Liebesbeziehung; genauer mit der Beziehung unter sich freundlich gesinnten Verwandten. „Der gehört zur Familie!“ motiviert Omas wie Onkels, bereitwillig guten Rat, nützliche Geschenke und die ihnen mögliche Unterstützung für die Entwicklung zu geben. Wenn Freundschaft und Verwandtschaft zusammenfallen, trägt die Beziehung in der Regel auch unter schlimmen Bedingungen. Familienmitglieder bleiben geliebt auch, wenn sie im Gefängnis sitzen oder auf der anderen Seite des Globus leben.


Bei mir gehören neben den beteiligten Menschen auch eine kleine Anzahl Katzen zur Familie. Auch die verschollene Katze wird geliebt; auch die Katzen, die sich zeitweilig nicht riechen können, werden von mir geliebt. Es tut mir weh, wenn sie sich nicht vertragen. Vergleichbar ist Gott auch den Menschen zugewandt, die untereinander in Konkurrenz stehen oder sich nicht begegnen möchten oder gar Krieg gegen einander führen. Weil Gott jeden Menschen liebt, liebt er auch meinen Feind. 


Doch ab da wird es spannend. Wenn ich dem Retter Jesus folge und für seine Zuwendung nichts mitbringen muss aber die Perspektive habe, über mein Ende hinaus mit ihm in Beziehung zu sein, welche Folgen fordert das in meinem Alltag?

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Februar 2023 (1. Mose 21, 6) 

Sara aber sagte: Gott ließ mich lachen. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

„Es ist zum Heulen!“ schreit eine Frau heraus. Wieder ist das Essen verdorben! So viel Mühe steckt darin. Gestern war es noch so lecker. Und in einer Stunde kommen die Gäste!


Schmerz, Trauer, Freude, Frust, Erregung, Schreck – starke Gefühle zeigen an, dass das Leben pulsiert. Wenn ein gewisses Maß überschritten wird, will die innere Bewegung heraus. Lachen und Weinen brechen sich Bahn. Das Herz klopft, der Körper hüpft. Der Mund geht auf – ein Lied erklingt oder wir schreien das Gefühl frei heraus.


Sara kennt das Leben. Aus einer behüteten Familie hat sie ihr Halbbruder heraus geheiratet. Die zwei lieben sich. Sie ziehen seit Jahrzehnten gemeinsam durchs Leben. Ein bisschen Reichtum ist ihnen zugefallen: Vieherden, fähige Mitarbeitende, Friede mit den Nachbarn und ein paar gute Freunde.



Ihr Mann hat eine Ader zu träumen: Er glaubt an einen Gott, der ihn zum Vater eines großen Volkes machen wird. Irrglaube, denkt Sara; denn schließlich ist sie kinderlos. Mit neunzig Jahren ist der Ofen aus. Das Thema Kinder kann sich der alte Mann schenken.

Doch da kommen diese Männer vorbei. Sie sprechen von sich, als wären sie nur eine Person. Saras Mann fühlt sich, wie wenn Gott zu ihm kommt und fährt ein Festmahl auf. Wie freut er sich: Leute, die seine Weltsicht teilen, Männer, die normal denken! Das Gespräch fließt. Ein Wort kommt zum anderen und die Männer sagen voraus, dass er übers Jahr einen Sohn bekommen wird.


Durch die Zeltwand hörte das Sara. Es triggerte tiefsitzende Gefühle. Sie lacht. Ob vor Schmerz oder vor der Irrsinnigkeit der Vorstellung? Darüber schweigt die Geschichte.


Das Unfassbare tritt ein: Die alte Frau bringt ein Kind zur Welt. Sie darf erleben, wie ihr Sohn aufwächst. Nun schwärmt auch Sara von diesem Gott: Gott ließ mich lachen berichtet sie.


Der Gott der Bibel überrascht Menschen. Über die Jahrtausende hält er die Welt zusammen. Manchmal jedoch setzt er Akzente und lässt ungewöhnliche Dinge passieren. Glaube zeigt sich, wenn jemand mit so ungewöhnlichen Wendungen rechnet – wenn jemand auf die Kraft Gottes setzt, durch die alles anders kommen kann.


„Ich freu mich riesig!“ kann ich jeden Tag singen, denn Gott hat Leben in mich gegeben. Lachen, hüpfen und springen soll mein Herz in mir, denn Gott geht mit mir.


Was traue ich ihm zu? Was scheint unmöglich in meinem Leben? Gott kann es doch tun! 

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Januar 2023 (1. Mose 1, 31) 

Gott sah alles an, was er gemacht hatte: 

Und siehe, es war sehr gut. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Ein Kunstwerk gilt als fertig, wenn der Künstler es beendet hat. Dann erst dürfen die Kritiker sich entfalten und ihre Bewertung – Daumen hoch/ Daumen runter – bekunden. Und so staunen die Betrachtenden über das schiefrunde Dach, den geraden Strich oder die bizarre Art, sich auszudrücken. 


Ein Stuhl mit schrägen Beinen; eine Wand, die bis in den Türrahmen hinein gestrichen worden ist; ein Bild, das zu nahe an der Schrankwand hängt – handwerkliche Produkte, die zum Kritisieren anregen. Sie müssen gut sein, suggeriert die Werbung eines Baumaktes mit der Begründung: Du hast es selbst gemacht. 


Wenn Profis gearbeitet haben; der Stuhl funktioniert, die Wand gleichmäßig aussieht und das Bild an der Wand ein schönes Ensemble mit den Nachbargegenständen abgibt: Wer lobt dann diejenigen, die tätig waren und es so gut werden ließen? 

Ich habe eine Angewohnheit: Am Ende einer Arbeit halte ich einen Augenblick inne und schau mir an, wie das Ergebnis geworden ist. Für mich selbst bewerte ich, ob es gelungen ist und nutze dazu meine eigenen – ganz subjektiven Kriterien. 


Mit dieser Eigenart, bin ich dem Erschaffer der Welt ähnlich – Gott ebenbildlich. Gott hatte Freude dabei, als er unsere Welt und ihre vielen Schattierungen entworfen und erstellt hat. Seine Bewertung ist durchweg positiv: Es ist gut geworden. Das gilt – abstrakt – für einen Zustand der Welt zum Zeitpunkt Null. Es gilt aber auch ganz praktisch und persönlich: „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist du, das ist der Clou, du bist du. Ja, du bist du“ besingt es der Refrain eines Liedes von Jürgen Werth. 


„Gott sah an alles, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ Diesen Spruch einen ganzen Monat persönlich zu nehmen – also bewusst auf sich selbst zu beziehen – dazu lädt er in seiner Funktion als Spruch des Monats ein. 


Eine kleine Aufgabenstellung kann es konkret werden lassen: Schreiben Sie sich jeden Abend in den Kalender, was der Schöpfer an diesem Tag Gutes in Ihr Leben gebracht hat. Daumen hoch für den Nagel in der Wand, an dem jetzt das Bild so schön hängt! Gott freut sich – und Sie können sich mitfreuen.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Dezember 2022 (Jesaja 11, 6) 

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Was haben Sachsen und Sardinien gemeinsam? In beiden Ländern leben Mufflons. Die wilden Schafe verschwinden, wenn Luchs oder Wolf in ihrer Nähe siedeln. Zwar sind die Schafe scheu genug, um sich vom Mensch fern zu halten; gegen die Jagdstrategien der großen Räuber jedoch, haben sie keine Chance.


„Fabelhaft!“ ist mein erster Gedanke, wenn ich den Spruch für Dezember 2022 lese. Und in der Tat könnte es eine Fabel sein, die hier erzählt wird. Lamm, Böcklein und Kalb sind Jungtiere. Aus Rivalitäten der Erwachsenen werden sie in der Regel herausgehalten. „Welpenschutz“ nennt das der Volksmund. Die Räuber leben jedoch vom Erfolg ihrer Jagd. Und da bieten sich unerfahrene Jungtiere förmlich an. Und zudem schmecken sie mit ihrem zarten Fleisch besser, als alle Älteren. Aber die Fabel scheidet aus, denn ein Mensch – auch ein Kleiner – kommt in dieser Textform nicht vor.

„Der Messias und sein Friedensreich“ ist das Kapitel in meiner Bibel überschrieben, aus dem der Spruch genommen ist. Nachdem die Figur des erlösenden Herrschers beschrieben ist, werden fabelhaft Bilder verwendet, um den Frieden zu beschreiben, der dann herrschen wird. Nehmen wir die Bilder als Realität an, kann das nur die Handlung in einem Signs fiction Film sein. Und ja, ganz tief in mir drin wünsche ich mir, dass das stimmt – dass es einmal genau so kommt.


Und da wird für mich aus dem kleinen Jungen das Christkind. Der Dezember ist voll mit sinnlichen Erfahrungen. Erst fiebern die vielen auf Weihnachten zu; besuchen den Weihnachtsmarkt, schmücken die Wohnung, suchen schöne Sachen, um ihre Lieben zu erfreuen. Und dann wird die Geburt dieses Kindes gefeiert; ein Kind, dass Gott zum Vater hat; ein Kind, dass die Zukunft regieren soll; ein Kind, in dem Christen den Friedensherrscher – den Messias – erkennen. Auch diese Hoffnung ist eine Gemeinsamkeit von Menschen in Sardinien und Sachsen.


Wolf, Panther und Löwe als Weidevieh. Was der Traum der Friedensliebhaber ist, erscheint als Albtraum der Räuber. Schutz benötigen die Räuber jedoch genau so dringend, wie die Weidetiere. Welchen Schutz erhoffen Sie von diesem Friedensherrscher, dem Messias? Gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!


H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch November 2022 (Jesaja 5, 20) 

Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen! Gott

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

in unterschiedlichen Zusammenhängen wird die Frage nach Sicherheit gestellt. Dabei erwarten wir klare Ansagen – also Worte die stimmen. Es gibt sie – die Sicherheit: einhundert prozentig sicher ist, dass Leben auf der Erde zum Tod führt. Jedes Lebewesen hat seine Zeit. Was wir abstrakt wissen, kommt uns besonders nah, wenn es die eigene Lebenswelt betrifft und darin erfahrbar wird. Freude am Leben und Entsetzen über den Tod treffen uns alle. als

Im Juli konnte ich beobachten, wie ein kleiner, bunter Vogel, ein Stieglitz, sein Nestlein in einen Holunder direkt vor meinem Fenster baute. Wunderschön ist es, das zu erleben! Das Nestlein, kleiner als meine Faust, entstand mit Ausdauer und Präzision an einem Blattansatz. Als Wind und Regen eines starken Gewitters am Ast zerrten, staunte ich über das Vögelchen, das still im Nest verharrte. Ebenso staunte ich in den heißen Mittagsstunden drückender Sommertage. Das Vögelchen wuchs mir ans Herz. Um jede Störung abzuwehren, sperrte ich den Weg für die Kinder und freute mich, dass einen Teil der Brutzeit unser Urlaub Ruhe bringen würde./ Eine Gefahr blieb: Ich bin Raubtierbesitzer. In meinem Haus wohnen Katzen. Sie bewegen sich tagsüber frei innerhalb und außerhalb des Hauses; Glückskatzen, die mein Ideal von Freiheit leben. Täglich beenden diese gefährlichen Lieblinge das Leben anderer Tiere. Wenn es soweit ist, dass die geliebten Wildvögelchen das Nest verlassen; dann würden die Katzen ein paar Tage Hausarrest – oder, wie heute gesagt wird: Quarantäne – bekommen. So war der Plan./ Mein Urlaub ging zu ende. Aus dem Nest steckten vier flauschige Vogelkinder ihre kleinen Köpfe. Riesengroß war die Freude! Kein Vogel bewegte sich, wenn das geliebte Raubtier durch den Hof schlich. Nun galt es: Beobachten, wann der Arrest anzuordnen sei./ Da erschien der geliebte Stubentiger im Haus. Ein Kind stellte die Frage: Ist das ein Schmetterling?! Das Schreckliche war eingetreten: Drei Vögelchen tot gebissen; eins über den Zaun gestürzt./ Umgehend wurde die Maßnahme gegen den Räuber ergriffen. Zu spät! Entsprechend der vorangegangenen Freude war nun die Trauer groß. Jona kam mir in den Sinn; mit seiner Schatten spendenden Staude, die Gott erst wachsen und dann von einem Wurm töten ließ.


(vergleiche Jona 4, 6ff)



Sauer auf mich – Hätte ich das Untier nur eher weg gesperrt! – trauere ich nun um tote Kinder. Dieselbe Trauer kennt der Richter unserer Welt: Weil wir Menschen Wesen sind, die um gut und schlecht wissen, muss er uns an diesem unseren Wissen messen. Wer ist frei von davon, das Gute zu spät – also in letzter Konsequenz nicht – getan zu haben.


Für mich ist sicher: Der Weg zu Gott ist frei. Die gute Nachricht lautet: Gottes Sohn hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. (Kol. 2,14) Das gilt es glaubend anzunehmen.


Der Monatsspruch lädt zum Reflektieren ein. Klare Ansage: Wo stehe ich?!

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch September 2022 (Sirach 1, 10) 

Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

den Blick genießen, oben vom Berg, das ist toll. In der Ferne sind Menschen zu sehen und Häuser und der Wald und die Felder. Alles wirkt so niedlich. Von einem solchen Blick singen die Bezwinger der Berge, die Bergvagabunden. In ihren Geschichten und Liedern kommen aber auch die schweren Anstiege, Wegmarken bei Nebel und schmerzende Knie beim Abstieg vor. Wer auf dem Berg war, kennt das ganze Paket.


So ein Berg kann als Symbol dienen für einen harten Weg oder eine schwere Zeit, ein Brocken, der zu überwinden war. Vierzig Jahre zog Gottes Volk mit Mose durch die Wüste. Einen weiten Ausblick gab es am Berg Horeb. Gott sprach und das Volk bekam Gottes Idealvorstellung fürs Zusammenleben mit auf den Weg.

Sehr lange Zeit später - das ideale Zusammenleben gelang nur in ein paar Gipfelmomenten - hat Gottes Sohn uns gezeigt, wie's klappen kann. Seitdem besteht Gottes Volk aus Menschen aus allen Ländern, die versuchen diesem Beispiel zu folgen. Sie fühlen sich dabei wie auf einem Weg über die Berge. Es gibt wunderschöne Momente und dazwischen anstrengende Strecken.


Am Ziel werden Lieder gesungen. Es wird gejubelt. Berggipfel und Schluchten liegt zurück und sind Geschichte. Im fünfzehnten Kapitel der Offenbarung ist davon zu lesen. Diejenigen, die Gottes Weg bis zum Ende gegangen sind und auch die schweren Abschnitte durchschritten haben, spielen das Lied der Überwinder: „Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker."


Mir stellt sich die Frage: Wie komme ich dazu, in der beschriebenen Zukunft das Lied mitsingen zu können? Wie die Lieder der Bergvagabunden Hinweise enthalten, auf was ich mich im Gebirge einzustellen habe, gibt das Lied, aus dem der Spruch des Monats kommt, Hinweise, wie ich zu denen gehören kann, die es singen.


Auf die Kraft Gottes - auf sein Tun - im eigenen Alltag vertrauen, fordert mich heraus. Ganz eng mit Jesus verbunden zu bleiben, hilft mir auf dem Weg zu gehen. Bei alltäglichen Entscheidungen Gott fragen: Was würdest Du an meiner Stelle tun? - Und dann die Antwort, die mir einfällt, in die Tat umsetzten - das ist der Weg. Ich bin fröhlich, denn aus allen Völkern werden Menschen kommen und vor Gott das Lied der Uberwinder singen.


Begegnen wir uns dort?

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch September 2022 (Sirach 1, 10) 

Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit. 


Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

als ich mich jede Woche auf die Schulbank setzte, um das grüne Abitur zu erwerben, hatte ich einen sehr jungen Mitstreiter. Er wusste fast alles schon. Als Enkel eines Försters war er begeistert von der Natur und hatte in seinen jungen Jahren bereits viel Fachwissen erworben. Dieses Wissen nötigte mir Respekt ab.


Sirach – von dem der Spruch stammt – beschreibt sich selbst in der Rolle eines solchen Enkels. Sein Großvater hatte Bücher aus einem anderen Land übersetzt und war von deren Inhalt fasziniert. Diese Begeisterung entdeckte auch Sirach für sich und las in denselben Büchern. Inhaltlich sind diese Schriften der Weisheitsliteratur zuzuordnen.


Anders, als bei naturwissenschaftlichen Wissensbeständen, handelt es sich bei Worten über Weisheit um Verhältnisbeschreibungen, die eine Wertung transportieren. Weise kann ein Mensch auch sein, wenn er nicht in der Lage ist, Fachwissen anzuhäufen. Weisheit hat etwas mit Lebenskunst zu tun: Wie gelingt das Leben so, dass ein Beobachter staunend feststellen kann: „Was der getan hat, ist gelungen. Es war einfach gut und richtig.“


Wenn ein Mensch für sein Thema brennt, sagt der Volksmund: „Der liebt das, was er tut.“ Lieben können alle Menschen; zuerst die ihnen nahe stehenden Personen und daneben ihre Hobbys, eine Farbe, ein Tier oder eben auch ein Thema.

Wenn ein Thema intensiv untersucht wird, werden Fassetten in Zusammenhängen erkennbar, die nach geeigneten Worten verlangen. So entwickelt jede Disziplin Fachwörter und untergliedert ihre Themen in Unterthemen. Aus dem Reh wird für den Waidmann das Rehwild, das als Bock oder Ricke angesprochen – also beobachtet und benannt – wird. Durch die Brille der Wildtierbiologie betrachtet werden Detailfragen interessant, wie die Lage der Organe, die Bezeichnung der Fleischstücke oder Bezüge zu Alter, Gesundheit und so weiter. Auch die Schönheit oder eine relative Bevorzugung – also eine ganz subjektive Bewertung des Betrachters – können eine Rolle spielen.


Sirach kennt sich mit der Weisheit aus. Er kann viele Blickwinkel einnehmen, aus denen heraus er die Weisheit zu betrachten oder in Zusammenhänge zu stellen vermag. Der Spruch, „Gott lieben, das ist die allerschönste – oder auch die allerhöchste – Weisheit.“ entspringt seiner ganz subjektiven Bewertung. Der Experte sieht das Besondere. Als Unkundiger kann ich dem Experten nur nachspüren und fragen: Wie kommt der darauf?


Oder ich staune einfach darüber – und versuche das, was mir einleuchtet, in mein Bild über die Welt einzubauen. Was bedeutet „Gott lieben“ für mich? Welche Weisheit finde ich schön? Gehört zu einem weisen Spruch ein sinnliches Bild oder gehört die Weisheit zu den Dingen, mit denen ich grübelnde Nächte verbringe?


Über mein Verhältnis zu Weisheit und Gottesliebe nachzudenken, regt der Spruch den Monats an. Wie das Rehwild – dass plötzlich über den eigenen Weg gesprungen kam – und so zum Gesprächsthema geworden ist, kann auch die Weisheit den gemeinsamen Austausch mit dem eigenen Großvater, mit Freunden, Kollegen oder Enkeln bereichern.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch August 2022 (1. Chronik 16, 33)

Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN,
denn er kommt, um die Erde zu richten.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Mein Herz geht in mir auf, wenn ich in den Wald gehe. Dort finden sich Bäume, Kräuter, Sträucher, Tiere, Pilze und andere Lebewesen. Viele davon faszinieren mich. Bäume stehe fest an ihrem Ort. Sie sind gewöhnt, dass Frost und Hitze kommen – und auch wieder gehen. So lange Bäume Wasser ziehen können und sich im Boden ein paar Nährstoffe sammeln können sie wachsen und alt werden; bis ihr langer Lebenszyklus sie zur Grundlage andere Lebewesen werden lässt.


Ein ausgewachsener Baum kennt eine Gefahr – den Mensch. Kleine Menschen ritzen gern Bäumen die Rinde ein um anderen kleinen Menschen Zeichen zu hinterlassen. Große Menschen wollen das Holz haben. Sie kommen mit Säge und Axt, um das Leben eines Baumes zu beenden. Eine unbekannte Menge Menschen macht den Waldbäumen gemeinsam das Leben schwer: Sie bewirtschaften die Erde so, dass viele Bäume brennen; gerodet für die Umnutzung der Flächen, entzündet durch die Hitze der Sommer oder angebrannt, weil die schützenden Nachbarn in Form anderer Arten fehlen. Die Menge der Bäume wartet darauf, dass der Mensch in seine Schranken verwiesen wird. Die Bäume werden jubeln, wenn Gott die Erde richten kommt.

Im Text steht statt „werden“ das Tätigkeitswort „sollen“ – also eine Aufforderung. Auf der
Suche, weshalb der Text die Bäume auffordert, habe ich entdeckt, dass er aus einem Lied
kommt. Ein König lässt seine Chöre antreten und singen. Der lebendige Gott soll gelobt
werden. Er hat dem König versprochen, dass ein Nachkomme zum ewigen König erhoben
wird, den Gott als seinen Sohn ansehen will. Und so jubelt dieser König so sehr, dass er auch
andere auffordert, diesen kommenden König zu bejubeln. Dabei geht er so weit, dass die
Natur aufgefordert wird:


„Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich, und man sage unter den Heiden, dass
der HERR regiert! Das Meer brause und was darinnen ist, und das Feld sei fröhlich und alles,
was darauf ist. Es sollen jauchzen alle Bäume im Wald vor dem HERRN; denn er kommt, zu
richten die Erde. Danket dem HERRN, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.“
Wenn dieser König kommt, um zu richten, klingt in der uralten Sprache über Rechtsprechung
mit: Dieser König wird den guten, gesunden Zustand wieder herstellen. Wenn er regiert,
kommt das Gleichgewicht in der Natur zustande. Und genau darauf hoffen wir Menschen
heute ganz besonders. Immer, wenn vom Klimawandel gesprochen wird, rufen wir uns in
Erinnerung, dass in unserer Welt etwas so gravierend ungünstig verläuft, dass dringend
geeignete Maßnahmen benötigt werden. So hoffe ich, dass der König, den Gott einsetzt, bald
erscheinen soll. Dann werden die Bäume im Wald jubeln.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Juli 2022 (Psalm 42, 3) 

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Wie stark ist der Tod? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur; der Tod trifft jeden – niemand entkommt ihm. In der langen Geschichte der Menschheit gilt das als gesetzt. Es gibt nur wenige Legenden von Menschen, die die Erde anders verlassen haben. Selbst Jesus von Nazareth ist gestorben bevor aus ihm der Wieder-Lebende – der Auferstandene – geworden ist; der seitdem den Titel „Christus“ – Retter der Welt – trägt. Der Glaube weiß darum, dass Gott stärker ist, als der Tod und dass der Christus Gottes Liebe repräsentiert.

 

Liebe trifft jeden. Wer lebt ist durch einen Akt entstanden, den wir mit Liebe gleichsetzen. Auch, wenn das Leben noch so gemein zu jemandem zu sein scheint: Ohne Liebe gäbe es denjenigen nicht. Die Liebe, die Gott zugeschrieben wird, betrifft auch jeden. Gott lädt uns ein: Wer Jesus glaubt, wird am Ende dem Tod geraubt.

Im alttestamentlichen Hohenlied wird der Liebe nachgespürt, die jeden trifft. Mit sinnlichen Bildern komplimentieren sich darin Liebende und teilen sich ihre gegenseitige Zuneigung mit. Sinnlich vergleichen sie die Schönheit des anderen mit besonderen Bildern. Sentimental und phantasievoll schmeichelt so einer dem andern. Wie einem eine rollige Katze zwischen den Beinen entlangstreicht und schnurrt, sobald sie Zuwendung bekommt, so schmelzen die Texte dahin..


Eins dieser Bilder ist das Siegel. Es dient der eindeutigen Zuordnung. Siegel finden sich auf dem Wappen eines Ritters und im Logo eines Konzerns ebenso wie in der Amtsstube einer Gemeinde oder im Namenszug eines kleinen Geschäfts. Wer das Siegel trägt, gehört dazu! Keine Liebe ist größer als die, den anderen vollkommen dazugehören zu lassen. Das wünschen sich die Liebenden gegenseitig.


Leben setzt sich durch, wo solche Liebe da ist. So verbindet mich das Band der Liebe mit meinen Vorfahren. Heute knüpfe ich am Ende dieses Bandes. Mit starkem Arm gestalten die Liebenden das Leben – und die Liebe setzt dem Tod etwas entgegen.

 

Versiegelt mit der Liebe gehören die Liebenden zusammen. Wer das Siegel von Gottes Liebe in sich trägt, hofft auf den Christus. Sein Arm ist stark geworden, den Tod in Schranken zu weisen. Diese Hoffnung im Herzen wünsche ich uns – und ja; ich wünsche uns, dass sich der Christus bald sichtbar zeigt.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Juni 2022 (Hoheslied 8, 6)

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, 

Wie stark ist der Tod? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur; der Tod trifft jeden – niemand entkommt ihm. In der langen Geschichte der Menschheit gilt das als gesetzt. Es gibt nur wenige Legenden von Menschen, die die Erde anders verlassen haben. Selbst Jesus von Nazareth ist gestorben bevor aus ihm der Wieder-Lebende – der Auferstandene – geworden ist; der seitdem den Titel „Christus“ – Retter der Welt – trägt. Der Glaube weiß darum, dass Gott stärker ist, als der Tod und dass der Christus Gottes Liebe repräsentiert.

 

Liebe trifft jeden. Wer lebt ist durch einen Akt entstanden, den wir mit Liebe gleichsetzen. Auch, wenn das Leben noch so gemein zu jemandem zu sein scheint: Ohne Liebe gäbe es denjenigen nicht.

Die Liebe, die Gott zugeschrieben wird, betrifft auch jeden. Gott lädt uns ein: Wer Jesus glaubt, wird am Ende dem Tod geraubt.


Im alttestamentlichen Hohenlied wird der Liebe nachgespürt, die jeden trifft. Mit sinnlichen Bildern komplimentieren sich darin Liebende und teilen sich ihre gegenseitige Zuneigung mit. Sinnlich vergleichen sie die Schönheit des anderen mit besonderen Bildern. Sentimental und phantasievoll schmeichelt so einer dem andern. Wie einem eine rollige Katze zwischen den Beinen entlangstreicht und schnurrt, sobald sie Zuwendung bekommt, so schmelzen die Texte dahin.

 

Eins dieser Bilder ist das Siegel. Es dient der eindeutigen Zuordnung. Siegel finden sich auf dem Wappen eines Ritters und im Logo eines Konzerns ebenso wie in der Amtsstube einer Gemeinde oder im Namenszug eines kleinen Geschäfts. Wer das Siegel trägt, gehört dazu! Keine Liebe ist größer als die, den anderen vollkommen dazugehören zu lassen. Das wünschen sich die Liebenden gegenseitig.

 

Leben setzt sich durch, wo solche Liebe da ist. So verbindet mich das Band der Liebe mit meinen Vorfahren. Heute knüpfe ich am Ende dieses Bandes. Mit starkem Arm gestalten die Liebenden das Leben – und die Liebe setzt dem Tod etwas entgegen.

 

Versiegelt mit der Liebe gehören die Liebenden zusammen. Wer das Siegel von Gottes Liebe in sich trägt, hofft auf den Christus. Sein Arm ist stark geworden, den Tod in Schranken zu weisen. Diese Hoffnung im Herzen wünsche ich uns – und ja; ich wünsche uns, dass sich der Christus bald sichtbar zeigt.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter

Monatsspruch Mai 2022 (3. Johannes 2)

Ich wünsche Dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es Deiner Seele wohlergeht. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

Diplomaten unterhalten sich mit wohlgewählten Worten – quasi durch die Blume. Die leichte Übertreibung in der Sprache sendet eine Botschaft: „Pass auf, wenn es weiterhin so sein soll!“ Johannes schreibt an einen Freund. Direkt nach der Anrede bereitet er ihn darauf vor, wohlwollend den Inhalt des Briefes zu lesen. Eigentlich will Johannes persönlich mit ihm sprechen; er kann aber gerade nicht. So schreibt er schnell eine kurze Nachricht: „Achtung, in Deinem Umfeld verhalten sich ein paar Leute falsch! Bleib Du bei Deiner Haltung!“


Der Inhalt vieler Nachrichten im Gruppenchat klingt ähnlich. Der schöne Wunsch „Ich wünsche Dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es Deiner Seele wohlergeht“ könnte er aus einer Textnachricht zum Geburtstag zitiert sein. Warme Wünsche tun gut. Sie erzeugen ein positives Gefühl. Das stärkt die Beziehung.

Und, wenn ein Verantwortungsträger einem anderen schreibt, dass in seinem Bereich etwas Kritisches abläuft, ist es umso wichtiger, dass die Beziehung geklärt ist. Indianerhäuptlinge qualmten deshalb gemeinsam eine Pfeife, bevor sie wichtige Fragen besprachen. Der Vers selbst enthält eine Nachricht: Ich bin Dir so wohlgesonnen, dass es mich freut, wenn Du erfolgreich bist. Und dazu wünsche ich Dir mehr als „Alles Gute!“ Ich wünsche Dir körperlich Gesundheit, seelisch Ausgeglichenheit und darüber hinaus einen Sechser im Lotto oder einfach nur Erfolg, bei allem, was Du tust.


Es ist Mai. Die Natur erfreut uns an allen Ecken. Die ersten kleinen Mietzekätzlein springen auf dem Heuboden herum und die ersten Vögelchen üben fliegen. Wohl wissend, dass die Kätzlein den Vögelein zu Feinden werden, wünschen wir allen Kleinen erstmal Glück und Wachstum und ein langes Leben.


Das alles wünscht uns Gott in dieser Zeit. Auch wenn es immer wieder etwas zu kritisieren gibt, steht vor allem anderen der gute Wunsch Gottes an Sie und mich: „Ich wünsche Dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es Deiner Seele wohlergeht.“ Darin spiegelt sich die Vaterrolle, die Gott uns Menschen gegenüber einnimmt. Und als Vater bin ich froh, wenn sich Streit schlichten lässt und an die Stelle des Streitens etwas Produktives rückt. Die Kinder sollen sich entwickeln, sollen ihre Begabungen ausbauen und erfolgreich sein können; und sie sollen mit ihren Schwächen umgehen lernen.


In der Welt gibt es viele Menschen, die Gott seine Kinder nennt. Sie wohnen im Osten, im Westen, im Norden und im Süden – also überall. Gottes Wunsch ist, dass sie alle erfolgreich sein können. Dafür ist es wichtig, auf die verschiedenen Beziehungen zu achten: Wie soll mich mein Kritiker ansprechen? Wie wünsche ich mir, gefördert zu werden? Kann ich selbst anderen gegenüber so handeln? Wem schreibe ich den Monatsspruch zum Geburtstag?

H. Christoph Geuder

KirchenBezirks Sozialarbeiter

Monatsspruch April 2022 (Johannes 20, 18) 

Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

wenn die Beerdigung vorbei ist, verändern sich die Gefühle. Während die Kumpels in ihre normalen Alltagsroutinen zurückkehren, fällt von den nahen Angehörigen die Anspannung ab. Sie weicht der Ohnmacht und Gefühlen von Schwäche. Die einen setzten sich nun zusammen und tauschen ihre Trauer und ihre Erinnerungen miteinander, die anderen suchen stille Zeit und gehen ein Stück. Ich selber gehe nach einer Beerdigung gern nochmal zum Grab. Das verbindet mich mit dem Ort, an dem ich ab jetzt Gedenken kann, mit meiner aktuellen Gegenwart. Dieser Ort bekommt jetzt eine Gestalt: Frische Blumen, Kränze mit Schleifen aber auch Nachbargräber und ein Raumgefühl auf dem Acker Gottes helfen mir, die Situation in mein Leben einzusortieren.

Stellen Sie sich vor: Sie kommen, um Ihre Gedanken mit der neuen Situation vertraut zu machen. Sie sehen den Sarg offen im Grab liegen. Zwei Männer in heller Kleidung sitzen daneben und fragen Sie: „Was weinst Du hier?“  – Für mich wäre das ein Schock. Es ist das schlimmste Szenario nach einer Beerdigung: Der Leichnam ist weg.


Genau das hat Maria erlebt. Ihre Gefühle spielen Achterbahn. Sie antwortet den hell gekleideten Männern: „Hier lag mein Geliebter – jetzt ist er weg – irgendwer hat ihn weggetragen und ich weiß nicht wohin!?“ Und plötzlich steht da noch so ein hell gekleideter Mann. Auch er fragt sie: „Was weinst Du? Wen suchst Du?“ Maria glaubt, es ist der Gärtner. Sie versucht ihre Stimme zu kontrollieren und antwortet: „Herr; hast Du ihn weggetragen? Sage mir, wohin! Ich will ihn wieder holen.“ Der Mann spricht sie beim Namen an: „Maria.“ Die Worte klingen vertraut. Sie erkennt die Stimme. Sie erkennt den Sprecher – sie ruft: „Meister!“


Der Tote lebt! Es handelt sich um Jesus – den Mann, der im ganzen Land vom Reich Gottes gesprochen hat. Sein Tod war definitiv kein Scheintot. Er ist öffentlich hingerichtet worden. Er erklärt Maria: „Rühr mich nicht an. Ich muss erst zu Gott, meinem Vater, gehen. Aber: Erzähl den Freunden davon.“ Wieder ist er weg. Maria geht zurück zu den anderen und berichtet voller Freude: „Ich habe den Herrn gesehen!“


Einer dieser Freunde hat das später aufgeschrieben. So fanden die Worte des Monatsspruchs in die Bibel. Es ist der Bericht einer persönlichen Begegnung am Auferstehungsmorgen. Jesus lebt, der Anfang des christlichen Glaubens.


Es ist Ostern. Das feiern wir im Jahr 2022 am 17. April. Sind die Gefühle auch heute nachvollziehbar. Ein Grab – kurz nach der Beerdigung – leer. Ostern lädt uns ein – Sie und mich – zum Friedhof zu spazieren und dort dem Wunder nachzuspüren, das da geschah.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter 

Monatsspruch März 2022 (Epheser 6, 18)

Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

Dmitri Muratow, Meşale Tolu und Luka Binniyat arbeiten als Journalisten, publizieren unbequeme Wahrheiten und kennen Verfolgung. Weil sie bekannt sind, werden sie von anderen Menschen unterstützt. Luka Binniyat wurde im Januar 2022 von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte und der Evangelische Nachrichtenagentur IDEA zum „Gefangenen des Monats“ gekürt. Dmitri Muratow erhielt als Chefredakteur der Zeitung "Nowaja Gaseta" stellvertretend für alle Journalisten seines Hauses im Jahr 2021 den Friedensnobelpreis. Meşale Tolu wurde vor einigen Wochen durch die türkische Justiz frei gesprochen. In meinem Ohr klingt noch ihre Aussage, dass das Leid, was sie erleben musste, durch den Freispruch nicht einfach weg ist. Es bleibt Teil ihrer Geschichte.


Paulus sitzt im Gefängnis. Sein Brief an die Christen in der Stadt Ephesus ist fast beendet. Lehrreiche und nachdenkenswürdige Dinge hat er geschrieben. Direkt vor dem Monatsspruch vergleicht er Glaube mit Kampf und fordert seine Leser auf, die Waffenrüstung Gottes anzulegen. Nun bittet er um Gebet. Weil er sich in Gottes Hand weiß und weil in Gottes Hand jeder Glaubende geborgen ist, können Glaubende frei und offen zu Gott reden.

Paulus weiß aus den alten Schriften, dass Gott sich bewegen lässt. Gebet verändert die Welt. Nachdem Elia den Glauben an den lebendigen Gott eindrücklich verteidigt hat (sein Opfer brannte vor den Leuten, während das andere Opfer nicht in Flammen aufging), ruft und fleht er zu Gott. Eine Dürre plagt das Land. Pflanzen und Tiere lechzen nach Wasser. Elia bittet Gott um Regen. Er bittet so lange, bis die ersten Wolken aufziehen.


Wir dürfen zu Gott beten – dürfen ihn anflehen – für Christen im Gefängnis und für „alle Heiligen“. [Zwischenfrage: Wer ist das eigentlich?]


Paulus weiß sich selbst unter den Heiligen. Er möchte für sich beten lassen. Paulus will, dass er trotz Gefangenschaft die gute Botschaft vom Reich Gottes weiter offen aussprechen kann.


Wir Christen heute wissen um so manche Not. Mir fallen konkrete Menschen ein, die in Angst geraten sind oder deren Last meine Last übersteigt. Gott hört zu, wenn wir etwas sagen. Ein Kinderlied besingt: „Gott hält die ganze Welt in der Hand; Gott hält die ganze Welt in der Hand; Gott hält die ganze Welt in der Hand; Gott hält die Welt in seiner Hand.“


Wenn ich den Spruch für diesen Monat zwischen der Waffenrüstung Gottes und dem Wunsch nach freier Rede für den Verkündiger Paulus lese, wird mein Blick auf die Christen gelenkt, die in Zwang und in Entscheidungsnot geraten sind. Gott gebe ihnen die Kraft, Dinge zu ändern, die sie ändern können; die Gelassenheit Dinge hinzunehmen, die sie nicht zu ändern vermögen und die Weisheit die eine Situation von der anderen unterscheiden zu können. Wie prekär die Lage auch immer sein mag; unser Retter kennt die schweren Situationen – und er hat versprochen bei uns zu sein; bis ans Ende der Zeit! Warten – ausharren – lohnt sich.

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter 

Monatsspruch Februar 2022 (Epheser 4, 26)

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. 

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

morgens wacht man häufig mit den Gedanken vom Abend auf. Eine Motivationstrainerin empfiehlt deshalb, abends an etwas Schönes zu denken. Ein entspannter Abend ist fürs Wohlbefinden äußerst zuträglich. Und wenn es mir gut geht, kann ich leichter gute Beziehungen pflegen. Gute Beziehungen sind Ausdruck eines tief in unserer Kultur verwurzelten Wertes – eines Ideals, zu dem wir uns hingezogen fühlen. Gute Beziehungen befördern Erfolg, vermeiden übergroße Anstrengung und stärken das Gefühl, sicher zu leben.


Ein Missionar der ersten Stunde der Christenheit sitzt im Gefängnis. Die Lehre von einem Reich, in dem Frieden gelebt wird, in dem Gewalt zu teilen ist und die Freiheit des Einzelnen nicht an einen bestimmten gesellschaftlichen Status oder ein höheres Einkommen geknüpft sind, ist neu. Seine Predigt, dass die Menschen sich Jesus anschließen und in diesem Zusammenhang ihre bisherigen Götter und Meinungen aufgeben sollen, erzeugt Widerspruch. Jesus ist für ihn der Christus – der Retter der Welt.

Im Gefängnis hat der Mann Zeit, seine Gedanken und Ideen aufzuschreiben. Was er den Menschen vor Ort erzählen möchte, kann auf einmal gelesen werden und wird bis heute ernst genommen und diskutiert. Paulus legt wert darauf, dass Menschen, die an Jesus als den Retter der Welt glauben, durch ihr Tun und Lassen diese Erkenntnis spiegeln. Leicht nachvollziehbar ist es, wenn er rät, nicht mehr zu lügen und stattdessen offen über die Dinge zu reden, wie sie sich darstellen. Schwerer wird das, wenn im Fluss der Gefühle Ärger aufsteigt – Zorn. Im Zorn auf gute Beziehungen zu achten, fällt schwer.


Ein ärgerliches Kind schreit seinen Frust frei heraus. Will es etwas haben, zerrt es an der Mutter und reckt die Arme hin zum Objekt der Begierde. Will es etwas nicht, verwehrt es mit strampelnden Bewegungen die Aktion. Ein Kind erweitert seine Grenzen. Was gestern noch ganz selbstverständlich die Mutter entschieden hat, will es heute selbst bestimmen. Der Konflikt tritt innerlich auf und entlädt sich nach außen. Auch in Erwachsenen steigt manchmal Ärger auf. Er gibt dasselbe Signal: Irgendjemand hat meine Grenze verletzt; irgendetwas ist zu nahe an mich heran gekommen. Ich muss mich wehren.


Ein paar Fragen können helfen, meinem Zorn zu begegnen:


  • Was will mir mein Ärger gerade sagen?
  • Wie kann ich mit dem Grund meines Ärgers umgehen?
  • Wodurch wird der Friede an meiner Grenze wieder hergestellt?

Für gute Gedanken zu diesen Fragen wünsche ich Gottes Segen und schließlich „Gute Nacht.“

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter 

Monatsspruch Januar 2022 (Johannes 1, 39)

Jesus Christus spricht: Kommt und seht!

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

im Gespräch mit guten Weggefährten kommt manchmal das Thema auf: „Wie alles begann.“ Begeistert werden die alten Anekdoten ausgetauscht. Wir haben zusammen die Schulbank gedrückt, sind zusammen bei Freunden eingerückt, waren zufällig im selben Zug, der fünf Stunden auf offener Strecke halten musste, … Die Geschichten sind so bunt, wie das Leben. Erinnerungen schmieden zusammen. Wir fühlen uns miteinander verbunden. Das trägt über die Zeit hinweg, über Trennung, über Schmerz, über günstige und ungünstige Umstände.


Andreas und ein Freund schlossen sich einem ungewöhnlichen Mann an. Er hatte lange Haare, scharfe Gesichtszüge und kleidete sich in schwere Lederkleidung. Johannes der Täufer lebte in der Wüste in der Nähe eines Flusses und erzählte allen Menschen etwas vom Ende der Welt. Die Leute sollten ihr Leben überdenken; sie sollten sich vornehmen Gottes Wege zu gehen und friedlich beisammen zu leben. Sie sollten sich als Zeichen für dieses Vorhaben von ihm im Fluss untertauchen lassen. Andreas und sein Freund hörten stundenlang zu. Zu zweit standen sie auch bei Johannes, als Jesus vorbei ging. Da zeigt Johannes auf Jesus und erklärt: „Das ist Gottes Lamm.“

Sofort gehen die Freunde Jesus hinterher. Der merkt das, dreht sich um und fragt: Was wollt ihr? Sie antworten: Meister, wo ist deine Herberge? Offen lädt er sie ein: Kommt und seht! Die Freunde können ein Stück seines Weges teilen. Sie lassen sich darauf ein. Ein gemeinsamer Weg beginnt.


Im Januar denkt der eine oder andere über das angebrochene Jahr nach. Im Kalender stehen Zeiten fest: Aufträge sind zu erfüllen, Feiern zu gestalten und die jahreszeitlich wiederkehrenden Aufgaben zu bewältigen. Wie Johannes der Täufer die Menschen seiner Zeit belehrte, dass das Ende der Welt vor der Tür steht, so fühlen sich viele Leute heute auch wie vor dem Ende der Welt. Johannes zeigt auf Jesus als Gottes Opferlamm. Christen heute zeigen auf Jesus als Richter. Er soll Recht sprechen – also klarstellen, was richtig und was falsch ist. Christen hoffen, dass er das Unrecht aktiv beendet, die Hungernden satt macht, Einsame ins Leben zurückholt und schließlich den Tod abschafft.


Ich freue mich immer wieder, wenn Freunde aus alten Tagen mich einladen: Komm doch, lass uns zusammen Zeit verbringen; wir wollen wandern. Das Band zwischen uns besteht fort. Die Geschichte will im Heute weiter geschrieben werden. Sinn bekommt die Erinnerung, weil wir immer noch zusammen sind, weil wir uns austauschen können. Gemeinsam erinnern wir uns, wie alles begann.


Andreas und sein Freund waren neugierig. Jesus war offen. Die Worte „Kommt und seht!“ stehen nun über dem Monat Januar 2022. Jesus ist auch heute noch offen. Bleibt nur noch die Frage: Bin auch ich heute bereit, mich auf seine Wege einzulassen?

H. Christoph Geuder

KirchenBezirksSozialarbeiter 

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